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Gemahlin aber, so treulich bei ihm gehalten, aber keine Kinder mit ihm gezeugt, ist bald nachher gestorben und im Kloster Reinhardsbrunn begraben worden. Das ihr gesetzte Grabmal war Anfang des 17. Jahrhunderts noch zu sehen und führte die Inschrift: Anno Domini 1286 obiit Cythavia Russica Generosi Domini Baronis de Vargila gemma lucidissima. Oratore pro ea.


251) Das Wappen der Grafen von Lynar oder die Sage vom Schlangenkönig im Schlosse zu Lübbenau.

J. G. Büsching, Wöchentliche Nachrichten für Freunde der Geschichte, Kunst und Gelahrtheit des Mittelalters. Dritter Band. Breslau 1817. S. 342 sq. Poetisch beh. von Segnitz Bd. II. S. 289 sq.

Im Schlosse und Dorfe Lübbenau, welches den Grafen Lynar gehört, die aus Toscana stammen, sowie in der hier in viele Arme sich spaltenden Spree giebt es viele Wasserschlangen, die zwar unschädlich sind, aber den Kühen die Milch aussaugen sollen. Jedes Haus hat gewöhnlich zwei Hausschlangen, eine männliche und eine weibliche, die sich nicht eher sehen lassen, als bis der Hausvater oder die Hausmutter stirbt, wo sie dann ihr Loos theilen. Dieses Schlangenheer hat aber einen König zum Oberhaupt, eine sehr große, starke und lange Schlange, welche auf dem Kopfe zwei gebogene Haken hat, mit denen sie ihre elfenbeinähnliche Krone trägt. Ein rüstiger Fischer, der noch in dem ersten Viertel dieses Jahrhunderts lebte, fischte einst in einem alten mit Weiden bewachsenen Graben unweit des Schlosses an der sogenannten Schnecke, und hat zu seinem größten Erstaunen, indem er das Netz herauszieht, eine gewaltig große Schlange mit etwas Weißem auf dem Haupte gefangen. Der Gewohnheit der dortigen Einwohner nach, sogleich alle Schlangen, die ihnen in den Weg kommen, zu morden, nimmt er das Ruder, oder wie es in der Landessprache heißt, das Rudel und sticht die Schlange an. Diese erhebt ein lautes Pfeifen, im Augenblick sieht er sich von einem Haufen von Schlangen umlagert, die sich in seinen aus einem einzigen Eichenstamme

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Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 1. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 226. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_I_226.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)