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eine Reise zum heiligen Grabe unternommen und glücklich vollbracht, ist aber auf dem Rückwege auf der Insel Aetolia von Saracenen gefangen und dem Sultan Bondogodar zum Geschenk geschickt worden. Weil aber dieser an ihm einen heldenmüthigen Sinn gespürt und der Ritter sich in allen ritterlichen Spielen auszeichnete, hat er ihn liebgewonnen und hochgehalten und hat dieser ihn auf seinem Zuge gegen den Johanniterorden begleiten müssen, in Folge dessen dieselben trotz tapferer Gegenwehr bis auf die Insel Creta zurückgedrängt worden sind. Bei diesen Kämpfen hat Herr Schenk wider seinen Willen gegen die Christen kämpfen müssen, Alles in der Hoffnung, sich des Sultans Gunst und seine Freiheit zu erwerben. Als nun aber nachmals die Saracenen gegen ihre ärgsten Feinde, die Tartaren in Scythien, zogen, hat er ebenfalls wieder mitziehen müssen, ist aber, als er sich allzukühn unter sie gewagt, mit vielen andern saracenischen Obersten gefangen worden, aber zum Glücke in die Hände eines tartarischen Obersten, der von Geburt ein Pole war, gefallen, dem er so wohl angestanden hat, daß dieser ihm nachmals sein eigen Stück Landes zu eigen und endlich gar seine Tochter zum Ehegemahl gegeben. Als er nun zu immer höherer Würde und Reichthum gelangte, dachte er darauf, wie er sein Vermögen durch Kaufleute und Wechsel auf deutschen Boden schaffen und sich von diesen barbarischen Völkern freimachen könne. Dies ist ihm auch gelungen, denn er ist einmal nebst andern Tartaren als Gesandter an König Lesce den Schwarzen von Polen geschickt worden und hat dabei sein Weib in Mannskleidern mit sich in einer Kutsche aus dem Lande geführt und ihr befohlen, ihn mit einigen Dienern an einem gewissen Orte zu erwarten. Als nun seine Gefährten den Rückweg angetreten, hat er sich von ihnen auf der Straße verloren und durch Polen nach Böhmen und dann nach Deutschland begeben, und ist mit seiner Gemahlin frisch und gesund nach 12jähriger Abwesenheit zu den Seinen gekommen, hat aber fast Alles in seiner Herrschaft verändert gefunden und es hat ihn Niemand mehr erkennen wollen, seine Reussische

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Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 1. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 225. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_I_225.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)