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als weil man bei ihm verschiedene Segensprüche, auch einen getrockneten Menschenfinger, den er vermuthlich einem Hingerichteten abgeschnitten, auch Kugeln, Wurzeln und rauhe Zwiebeln zum Festmachen[1] gefunden, in Beisein des Hirschfelder Pfarrers M. Uhlemann zu Straucha, wohin Hirschfeld gehört, den Reinigungseid an öffentlicher Stelle ablegen sollen und wollen, dabei es denn geschehen, daß ihm, als er die Finger in die Höhe gehoben, der Mund weit auf, steif und starr geblieben ist, alle Sinne vergangen sind, er zu brüllen angefangen, und ohngeachtet ihm der Geistliche und Gerichtsverwalter ernstlich zugeredet, dreiviertel Stunden darauf elendiglich gestorben ist.


227) Ursprung des Namens der Stadt Frauenstein.
Bahn, Das Amt, Schloß und Städtchen Frauenstein. Friedrichst. bei Dresden 1748. S. 19. 21.

Als in Deutschland noch das Faustrecht in seiner schönsten


  1. Ueber das Festmachen finden sich aus Sachsen verschiedene Sagen. So hat im J. 1634 im Hornung zu Meißen ein gottloser Soldat beim Trunk geschworen, der Teufel solle ihn hinführen, wenn er sich nicht wider alle Wehr und Waffen fest und gefroren machen könne. Darauf hat er zum andern Male sein bloßes Schwert mit solcher Macht in seinen bloßen Leib gestoßen, daß er sich krümmen müssen, und ist auch nicht das Geringste an seinem Leibe verletzt worden. Als er aber solches zum dritten Male thun wollen, ist das Schwert gählings durch die Brust in den Leib und das Herz hineingefahren, daß der gottlose Mensch elendiglich gestorben und zu Grunde gegangen (s. Gwerb, Von dem abergläubischen Besegnen S. 129). Einen andern Fall erzählt Misander, Deliciae Historicae od. Hist. Ergötzlichkeiten. Dresden. 1698. 8. S. 159, nach Luther (Werke, deutsch. Jen, A. Bd. VIII. p. 121. a). Es ist nämlich einmal ein Jude zu Herzog Albrecht zu Sachsen gekommen und hat ihm einen Knopf mit seltsamen Characteren und Zeichen angeboten, der sollte für kalt Eisen, Stechen und Schießen dienen. Da hat der Herzog gesagt: so will ich’s mit dem Juden zuerst probiren. Er hat ihn vor’s Thor in’s Feld hinausgeführt, ihm den Knopf an den Hals gehängt, sein Schwert gezogen und ihn durchstochen, also daß ihm sein Schemhamphoràsch Tetragrammaton nichts geholfen.
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Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 1. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 203. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_I_203.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)