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auf den Bergen in der vorgenannten Flur zwischen Loschwitz und Dresden. Beide Geschlechter waren sowohl mit ihren übrigen Gütern in der Gebirgsgegend als in der Loschwitzer Flur Grenznachbarn, und nur der dortige tiefe Grund trennte sie von einander, indem die von Clohmen die nach ihrem Besitzer sogenannten früher Seebe’schen jetzt Souchay’schen, und die von Birken die dermalen zu dem Baron Müller’schen Grundstück gehörigen Fluren besaßen. Der alte reiche Hans von Clohmen war Wittwer und besaß nur ein einziges 19jähriges Töchterlein von wunderbarer Schönheit, Elsbeth geheißen. Sein Nachbar Benno von Birken, ein schöner Mann, war eben erst aus fernen Landen zurückgekehrt, wo er sich durch seine Tapferkeit den Namen des Kühnen erworben hatte. Kaum hatte er seine schöne Nachbarin gesehen, so liebte er sie auch und hielt bei ihrem Vater um ihre Hand an, die ihm auch ohne Weiteres mit der Bedingung gewährt ward, daß sich das Fräulein vorerst ein Jahr am Hofe Friedrichs aufhalten und dort ausbilden solle. Natürlich folgte ihr ihr Bräutigam, und da derselbe an dem prunkliebenden Hofe des Fürsten fast täglich Gelegenheit fand, mit ihr zusammen zu kommen, so lernte sich das junge Paar bald so lieben, daß ihnen das Jahr zu einem Jahrzehend ward. Indeß hatte im Jahre 1289 Friedrich der Kleine Dresden und die umliegenden Gegenden an den böhmischen König Wenzel, später sogar an Friedrich Tutta verkauft, von dem er zwar dasselbe zurückerbte (1291), sich aber doch wieder von Wenzel (1294) mit diesen Ländern belehnen ließ. Da jedoch die Herzen der Dresdner immer noch an ihrem rechtmäßigen Landesherrn hingen, so konnte Wenzel selbst noch 1299, wo es zum Kriege kam, nie recht zum wirklichen Besitz des verkauften Landes gelangen, er dachte also auf Mittel, sich die Gemüther der Mächtigen und Reichen zu gewinnen, und sendete einen gewissen Grafen Lodomar Kinsky nach Dresden, der durch Verheißung von Gütern und Ehrenstellen den Adel auf seine Seite bringen sollte. Gelang diesem dies unter andern auch bei Hans von Clohmen, so blieb der von Birken dafür mit

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Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 1. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 141. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_I_141.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)