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aufgestellt. Dieses Bild nannte man das Weiberregiment, allein seit 1756 ist es von da auch weggekommen, wohin, weiß man nicht.


105) Der goldne Rabe auf der äußern Pirnaischen Gasse.

Ueber der Thüre des linker Hand auf der äußern Pirnaischen Gasse unter Nr. 18 befindlichen Hauses sieht man noch heute einen goldenen Raben, der einen Ring im Schnabel trägt. Nach Hasche (Beschr. v. Dresden Bd. I. S. 412) soll ein früherer Besitzer hiermit blos eine Anspielung auf seinen Namen beabsichtigt haben, allein das Volk erzählt sich, daß einst ein Unschuldiger wegen eines angeblich hier in diesem Hause begangenen Diebstahls eines Ringes ergriffen und hingerichtet worden sei, während sich doch später gefunden habe, daß der zahme Rabe des Eigenthümers der Urheber der Missethat gewesen: jener habe nun zur Erinnerung an diese traurige Begebenheit den Raben mit dem Ringe an seinem Hause abbilden lassen.


106) Der wohlthätige Brunnen bei der heiligen Bartholomäuskapelle.
Hasche, Beschr. v. Dresden Bd. I. S. 448. 707. Schäfer Bd. I. S. 94 etc.

Auf dem Freiberger Platze befand sich früher ein Hospital für alte Weiber, genannt zum h. Geist oder h. Bartholomäus (neben dem Findelhaus), welches schon um 1337 bestanden haben muß. In dem dazu gehörigen Garten war ein Quell, der die Gicht heilen konnte: wenigstens soll ein gewisser Nicolaus (Plate), Titularbischoff von Constantz, früher Abt zu Zinna bei Jüterbogk, sich hier niedergelassen und den vollkommenen Gebrauch seiner Glieder, welchen er verloren hatte, blos durch den Gebrauch dieses Wassers wieder erlangt haben. Er ist hier 1391 begraben worden, ist jedoch nicht der Stifter des Hospitals gewesen, wie die Sage berichtet.

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Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 1. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 95. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_I_095.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)