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hatte, selbst auf ihn, wäre aber von ihm getödtet worden, wäre nicht die Wache herbeigeeilt und hätte Beneda nach tapferer Gegenwehr überwältigt. Hierauf ist dieser mit vier Pferden zerrissen und sein Körper am 11ten Juli vor dem Eingange zur Domkirche, wo sein Grabstein noch jetzt ist, beerdigt worden; das Grab umgab aber ein Heiligenschein, er machte Todte lebendig, Blinde sehend, Taube hörend, Stumme redend und Aussätzige heil, worauf man seinen Leichnam ausgrub, zusammensetzte und in die Kirche nahm, wo er dann unter die Heiligen versetzt ward.


35) Wie Markgraf Heinrich der Erlauchte zu dem Beinamen der Hammer gekommen ist.

Markgraf Heinrich, dem noch bei seinem Leben der Beiname der Erlauchte gegeben wurde, soll, wie Melissantes (Bergschlösser in Deutschland S. 133) erzählt, den Zunamen: Hammer gehabt haben, weil er immer die Worte: daß Dich der Hammer! im Munde geführt. Dies wird aus der Stelle der Annales Vetero-Cellenses (bei Mencken. Script. Rer. Germ. T. II, p. 407) bewiesen, wo es heißt: Henricus Illustris dictus Lomar et oppidum Dobelin. Aus diesem Lomar hat man später Hammer gemacht, aber wahrscheinlich ist dort Lomaz zu lesen und die Stadt Lommatsch gemeint, wodurch die Sage in nichts zerfällt.


36) Ein hölzernes Bild des Erzengels Michael singt.
(L. Faust), Geschichte und Zeitbüchlein der Stadt Meissen. Dresden 1588. S. 63.

Im Jahre 1485 hat zu Meissen ein großes Sterben gewüthet und sind allein im Kloster Mülberg daselbst 27 Nonnen gestorben. Da nun der Chornonnen zu wenig und ihr Gesang zu schwach war, hat das große hölzerne Bild des Erzengels an der Wand ihnen mehrmals mit heller Stimme singen helfen.

Empfohlene Zitierweise:
Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 1. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 49. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_I_049.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)