Seite:Graesse Sagenschatz Sachsens II 379.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
72) Teufelsbruch und Teufelshut.[1]
Mündlich.

Einmal ist zur Weihnachtszeit der Teufel in der Nähe von Ehrenberg bei Altenburg ohne Hut spatziren gegangen und hat, weil es grimmig kalt war, sehr am Kopfe gefroren, da hat er von dem nahen Felsen sich einen ungeheuern Stein losgerissen und sich ihn als Hut auf den Kopf gedrückt. Wie er sich nun aber in den Spiegel der Pleiße beschaute und über seine neue Kopfbedeckung freute, da kam gerade der heilige Christ beladen mit vergoldeten Aepfeln und Nüssen und schönen Spielsachen für die Kinder die Straße daher, gleich zog der Teufel höflich seinen Steinhut und setzte ihn boshafter Weise gerade hin auf den Fußsteig und freute sich schon, wie der h. Christ jetzt einen Umweg machen müsse, aber der kehrte sich wenig daran, er hob den viele hundert Centner schweren Stein mit zwei Fingern auf und setzte ihn auf ein wüst liegendes Stück Feld auf dem nahen Berge, wo er noch heute liegt, und ging ins Dorf und theilte Haus für Haus den Kindern ihre Bescheerung aus.


73) Ursprung des Dorfes Heiligen-Leichnam.
S. Kirchengalerie Nr. 23. S. 114. v. Beust Bd. I. S. 122. Meyner, Nachr. v. Altenburg, S. 83. fgg.

Zur Ephorie Altenburg gehört das kleine Dorf Heiligen-Leichnam, kurzweg Heiligen genannt. Ueber den Ursprung seines Namens erzählt man sich folgende Geschichte. Im J. 1435 (nach Anderen 1434) ist vom Hochaltar der Bartholomäuskirche zu Altenburg am Tage Corporis Christi (Fronleichnamsfest) die silberne Monstranz mit der geweihten Hostie, welche die Geistlichen hatten stehen lassen, von einem armen Schuhknechte gestohlen, jene zerbrochen und stückweise in und um Zwickau verkauft worden. Auf vielfältige Nachforschung


  1. Ist offenbar dieselbe Sage wie oben Nr. 53, und unter Nr. 76, nur verschieden erzählt und mitgetheilt.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 2. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 379. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_II_379.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)