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Schlage heruntergeschlagen hatte, nahm er sogleich ein Stück grünen Rasens, deckte es, noch ehe das Blut aus den Adern strömen konnte, fest auf den Rumpf der Enthaupteten, und indem er mit starker Hand den Körper der Enthaupteten am Arme ergriff, führte er sie vom Schaffot herab bis zu dem schon angezündeten Scheiterhaufen, wo ihre Glieder verbrannt werden sollten. So schritt der blutige kopflose Leib neben dem Scharfrichter durch das aus einander stiebende Volk dahin, einen Weg von neun Aeckern Entfernung, ehe der flammende Holzstoß erreicht war, und dort stieß er ihn ins Feuer. Die Stadt aber schenkte dem Scharfrichter als Lohn für seine kühne That den Plan, den er durchschritten hatte, und davon heißt er noch heute die fünf Aecker.[1]


23) Herzog Christian von Sachsen-Eisenberg und seine Unterhaltungen mit den Geistern.
S. Vulpius, Curiositäten (Weimar 1811.) Bd. I. S. 124 fg. S. 449. 491 fgg.

Als die Söhne des Herzogs Ernst’s des Frommen zu S. Gotha die ererbten Länder vertheilten, erhielt (1678) der Herzog Christian auf seinen Antheil die Aemter Eisenberg, Kamburg, Ronneburg und Roda. Er war geboren d. 6. Jan. 1653 und starb den 28. April 1707 zu Eisenberg, wo er seine Residenz aufgeschlagen hatte. Er war ein guter und ehrlicher Mann, einsichtsvoll und thätig, verfiel aber, auf die Regierungsgeschäfte eines kleinen Ländchens beschränkt, auf alchimistische Träumereien und gerieth durch seine chemischen Prozeduren, wie er glaubte, mit mächtigen Geistern in genaue Verbindung. Eine solche ihm widerfahrene Gespenstergeschichte, die allerdings noch nicht aufgeklärt ist, haben wir oben (Bd. I.


  1. Eine ähnliche Geschichte ist oben Bd. I. Nr. 123. S. 114 von einem Dresdner Scharfrichter erzählt. Eine zweite wird aus Görlitz von mir berichtet, in meinem Sagenbuche des Preußischen Staates (Glogau 1871.) Bd. II. S. 376 fg. Nr. 319.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 2. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 329. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_II_329.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)