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zwölfte Mittagsstunde, während einer der Gegenwärtigen in einem alten bestaubten, mit Schlössern versehenen Buche blätterte, plötzlich ein Schwarm Dohlen, Krähen, Elstern und anderer Vögel auf einmal im Hofe und an den Fenstern erschienen, die, als jener das Buch in den Kamin geworfen, daß es mit lautem Knall zersprang, und zum Ueberfluß noch einige an den Wänden aufgehangene Gewehre herabstürzten, mit lautem Krächzen davon flogen. Seit dieser Zeit erzählt man, soll der muntere Jagdpage in einen Pelz gehüllt, ganz wie er es in seinem Alter zu thun pflegte, im Dorfe um die Weihnachtszeit herumwandeln, an die Thüren klopfen, und wenn sich etwas Wichtiges in der Familie des Gutsbesitzers ereignen oder dem Dorfe ein Unglück drohen soll, dasselbe anzeigen. Sagt man also: „der Pelzmann hat sich gezeigt, geht um,“ so ist auf einmal Alles in Angst und Sorge über die Dinge, die da kommen sollen.


889) Das Holzweibchen zu Thiemendorf.
Köhler, Bilder aus der Oberlausitz S. 49.

In dem Gebirge bei Thiemendorf lebte ehedem das Geschlecht der Holzweibchen, klein von Gestalt und mit goldfarbigem, langem Haar. Dann und wann erschienen sie den Hirten, die am Saume des Waldes ihre Heerden hüteten. Einmal ist ein solches Weibchen gegen den Herbst zu einem Bauer gekommen, und hat den Winter über bei ihm gewohnt. Als jedoch der Frühling kam, der die Vögel wieder in’s Land lockt und das Gras und die Blumen hervorsprießen heißt aus der schwarzen Erde, da ist ein anderes Weibchen am Fenster der Hütte erschienen und hat gerufen: „Deutoseu!“ Auf dieses Wort ist das Holzweibchen in der Hütte seiner Schwester draußen gefolgt, und man hat beide seitdem nie wieder gesehen.


890) Der Heidut bei Pulsnitz.

Auf dem sogenannten Eierberge, unfern des Landstädtchens

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Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 2. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 297. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_II_297.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)