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diese Gegend das Gölenauer Weidig, doch wird dieselbe von Jedermann gemieden. Man will hier öfters ein Aechzen und Seufzen, Zischen Schnarren und Pfeifen vernehmen, kreischende Stimmen aus dem Röhrigt hören, und blaue Flämmchen aus dem Wasser aufsteigen sehen, in der Luft und im Wasserspiegel greuliche Gestalten erblicken, und zuweilen sollen Spukgeister den Vorübergehenden aufhocken. Angeblich sollen dieses die Geister einer Rotte wüster Gesellen sein, welche im Jahre 1537 am Vorabende des Christtages von Neukirch, ihrer Heimath, nach Pulsnitz gezogen waren, und sich dort einen tüchtigen Rausch geholt hatten. Auf dem Rückwege kamen sie, durch das inmittelst begonnene Schneegestöber geblendet, von dem ihnen sonst wohlbekannten Pfade ab, unwirsch darüber begannen sie gräßlich zu schimpfen und zu lästern, und als ihnen ein von Gersdorf mit seinem Sakristan zurückkehrender Mönch entgegentrat und sie ernst abmahnte, verschlossen sie ihm höhnend den Mund mit Schneeballen. Da entbrannte der heilige Mann in gerechtem Zorn und bannte die Gottlosen in jenen Teich, wo sie bis heute noch ihr Wesen treiben.


885) Der Frosch bei Nebelschütz.

Wenn man von Milkwitz über Nebelschütz nach Camenz geht, erblickt man nicht weit von erstgedachtem Orte in einer mit Laubholz bewachsenen Vertiefung einen über 8 Ellen hohen Granitsteinblock in Froschgestalt. Von diesem erzählt man, es habe einst kurz nach der Einführung des Christenthums hier in dieser Gegend ein heidnischer Zauberer gehaust, der ein arger Feind der neuen Lehre gewesen. Einst ward in stürmischer Novembernacht an seine Hütte geklopft und mit den Worten: Gelobt sei Jesus Christ! um Nachtherberge gebeten. Darüber erboste sich der Heide dermaßen, daß er hinausstürzte, und den vor der Thüre stehenden Fremden mit Stockschlägen wegtrieb. Dieser aber antwortete: „ich

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Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 2. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 293. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_II_293.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)