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und von seiner Wunderkraft immerwährendes Heil und Kraft zu erlangen, so daß die christlichen Priester Geld dafür nahmen und große Schätze sammelten. Erst als eine der vorigen Königsbrücker Herrschaften ihn überdecken ließ, hat er seine Kraft verloren, aber doch nicht gänzlich seine Heiligkeit eingebüßt. Noch zu Ende des vorigen Jahrhunderts kamen an einem bestimmten Tage des Jahres die Neukircher Burschen, um den Brunnen feierlich zu reinigen. – Eine halbe Meile von Königsbrück ist eine andere Quelle, welche die Eigenschaft haben soll, daß Steine, welche man hineinwirft und einige Zeit darin liegen läßt, weich werden. Im Jahre 1646 ließ der Freiherr v. Schellendorf, damaliger Besitzer von Königsbrück, die Quelle untersuchen und fassen, und es fand sich bald ein Zulauf von Leuten aus allen Ständen, die ihr Wasser als Heilmittel brauchten. Ein Bauersmann kam auch dahin und gebrauchte den Brunnen. Da er aber nicht sogleich eine heilsame Wirkung verspürte, verachtete er die Gottesgabe und sprach spöttisch: „Wasser ist Wasser, ich lobe mir eine Kanne Bier dafür“, worauf ihn der Schlag auf der Stelle rührte, daß er stumm geworden und hierauf in einigen Tagen gestorben ist. In derselben Gegend sind auch sonst zwei Salzquellen gewesen, deren Wasser die Landleute zum Salzen der Butter gebraucht haben, welche davon sehr schmackhaft ward, allein in der Hussitenzeit sind sie mit Schlamm verstopft und mit Gehölz überwachsen.


868) Der Schenkwirth zu Postwitz.
S. N. Laus. Mag. 1837. S. 315. Haupt Bd. II. S. 140.

Als König Matthias im J. 1611 zur Huldigung nach Bautzen kam, reiste ihm der Landeshauptmann mit den Ritterpferden, an 500 Mann stark, bis Postwitz entgegen, wohin auch der Rath schon Lebensmittel gesendet hatte. Der König hielt sein Mittagsmahl am 3. Septbr. im Garten der Schenke. Der Pfarrer des Orts sprach dabei das Tischgebet und als der König ihn aufforderte, sich eine Gnade auszubitten,

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Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 2. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 279. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_II_279.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)