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Element, sich vergebens bemühte, ihn zu beschwichtigen. Da warf der Alte endlich gar seinen Gast zur Thüre hinaus, schleuderte ihm gar manches irdenes Gefäß nach und hetzte seine Feuergeister gleich einer Kuppel Parforcehunde ihm nach. Daß darüber auch dem Jüngern die Galle überlief, wird wohl Niemanden, der nicht Fischblut besitzt, befremden. Er beschloß daher, augenblicklich Rache zu nehmen. Die Fenster des Himmels öffneten und die Brunnen der Erde ergossen sich. Von oben und unten, wie von allen Seiten, strömten die Wasserwogen, Teiche und Seeen durchbrachen ihre Dämme und unbezähmbar tosten die wilden Wogen. Da erbebte, vielleicht das Erstemal in seinem Leben, der sonst furchtlose Alte, wohl, jedoch zu spät, einsehend, daß das Wasser das furchtbarste aller Elemente sei. Donnernd herrschte er seine Geister an, welche ihr Möglichstes thaten, allein eben so wenig als der Korporalstock Muth und Patriotismus zu erzwingen vermag, vermochte sein drohender, beschwörender Ruf die heranfluthenden Wellen, welche Erdwällen und Feuerbränden spotteten, zu bändigen. Ertränkt wurde er, verschlämmt seine Schätze, und da, wo sie sich befinden, bildete sich jene Steinmasse, welche man noch jetzt sieht, und die unermeßliche Reichthümer birgt.


835) Der Ameisenberg.

In dem nach dem Oybin führenden Thale zieht sich gegen Nordwest in beträchtlicher Länge ein Berg bis an den Oybin fort. Man nennt ihn den Ameisenberg und erzählt sich von ihm, wie er in uralten Zeiten von einer rohen und wilden Menschenrace sei bewohnt worden, die Jagd, Fischerei und Raubhandwerk getrieben, nach vollendeten Geschäften aber in Saus und Braus gelebt, Tag und Nacht gespielt, gezecht und sich allen Lüsten und Begierden ergeben hätten. Ihnen gegenüber wäre eines frommen Klausners Wohnung gewesen,

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Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 2. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 231. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_II_231.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)