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den wendischen Gott Flins, dessen Bild man hier verehrt haben soll, errichtet worden.


760) Pfarrer und Hexenmeister.
Nach mündlichen Ueberlieferungen von Eduard Kauffer.

Nördlich am Fuße des sagenreichen Falkenbergs in Sachsen liegt das große Dorf Neukirch, gewöhnlich Neukirch am Hochwald genannt, in einem anmuthigen Thale. Der Ort ist bekannt durch ein blutiges Gefecht, welches bei demselben vor der Schlacht bei Bautzen stattgefunden hat. Geht man von Ringenhain her auf der Chaussee nach dem Dorfe, so erblickt man bald nach dem Eintritt in dasselbe die schöne große Kirche neben sich. Unter den geistlichen Herren, die an derselben gewirkt, ist sonderbarer Weise einer in den Geruch gekommen, sich mit den nichts weniger als theologischen Künsten der schwarzen Magie beschäftigt zu haben. Es ist dies der Pastor Johann George Pech, der am 25. April 1795 in sein Amt eingewiesen worden ist. Viel erzählt die Sage des Volkes von ihm, aber am häufigsten begegnet man nachstehender Mär, in welcher der gelehrte Seelsorger eine nicht unbedeutende Rolle spielt.

Es waren einst in Neukirch einige junge Leute durch Zufall über eins von jenen anrüchigen Büchern gerathen, welche von geheimen Dingen handeln. Der Lob hatt’ es in einem Winkel auf dem Boden seines alten Vaterhauses aufgefunden und dem Lieb davon unter vier Augen erzählt; der Lieb aber, der nicht sehr verschwiegen war, hatte den Ehr’gott – Ehregott – in’s Geheimniß gezogen, und der Ehr’gott konnt’s nicht über’s Herz bringen und hatte gegen seinen Vetter Toffel von dem Zauberbuche verlauten lassen. Weiter jedoch erhielt Niemand Kenntniß von dem unschätzbaren Buche, das möglicher Weise die jungen Leute sehr reich machen konnte, da es eine Menge Orte in der Umgegend angab, wo noch Geld vergraben lag, und die Mittel bezeichnete, wie man sich dieses

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Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 2. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 145. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_II_145.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)