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einem starken Barte, in der rechten Hand eine Fahne, in der linken ein Schild mit dem budissiner Stadtwappen und ein kurzes Schwert an der Seite tragend. Die Figur ist unter dem Namen Dutschmann bekannt und verbreitet sich darüber folgende Sage. Es sei einst ein wendischer Fürst, wild und unbändig, dabei aber ein kühner, verwegener Reiter gewesen, welcher sich anheischig gemacht, mit seinem Pferde über den Wasserkasten zu setzen, auch selbiges ausgeführt habe. Andere erzählen jedoch, er habe sich mit seinem Pferde überschlagen und sei in dem gefüllten Wasserkasten ertrunken, und zur Erinnerung sei dieses Standbild errichtet worden.


740) Der Schatz in der Mönchskirche zu Budissin.

In der am 1. August 1401 durch Flammen zerstörten Mönchs-(Franciskaner-)Kirche soll man zu gewissen Zeiten einen Schatz, welcher nicht unbedeutend ist, erblicken. Abends in der Mitternachtsstunde des St. Michaelistages soll, jedoch nicht alle Jahre, auf den Fensterbrüstungen dieser Kirche, welche auf die große Brüdergasse die Aussicht haben, jener Schatz sichtbar werden. Es besteht selbiger in zwei goldenen Kelchen, einer goldenen Patene, sechs silbernen Leuchtern und einem zwei Ellen hohen, silbernen, stark vergoldeten Crucifixe. Nur derjenige, welcher sich in seinem Leben keiner Sünde theilhaftig gemacht, soll ihn zu heben vermögen, dem Tolldreisten aber, welcher sich, wie jener Pharisäer, rein von Fehlern wähnt und seine Hand darnach ausstreckt, soll dieses Wagniß den Untergang bereiten. Man will diese Kostbarkeiten-Ausstellung nur dreimal bemerkt haben, zum ersten Male bei der Geburt August I., Königs von Polen und Kurfürsten zu Sachsen, das andere Mal am Tage seines Todes und zum letzten Male vor Ausbruch des 7jährigen Krieges, allein Niemandem soll, weil die Bedingung zu schwer ist, darnach gelüstet haben.

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Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 2. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 126. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_II_126.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)