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gehen. Von dort aus führte er sie immer weiter ins Feld hinein, in der Absicht, sie zu entführen und verbarg sich mit ihr in ein Weizenfeld. Bald aber merkte es das Hofgesinde und sagte es dem König an, daß die Prinzessin abhanden gekommen, und der König schickte alle fort, um des Königs Töchterlein zu suchen. Da war einer Namens Heinrich, des Erasmus Steindorf, eines tapfern Kriegers Sohn, der hatte das Glück, sie in dem Gerstenfelde aufzufinden und den Räuber festzuhalten. Dafür erhob der unglaublich erfreute König ihn in den Adelstand, wandelte seinen Namen aus Steindorf in Gerstdorf und setzte ihm auf sein Wappen als Helmzier eine Pagenmütze und zwei Büschel Gerstenähren statt eines Federbusches, darum, daß er aus dem Gerstenfelde die Prinzessin in die Arme des besorgten Vaters zurückgeführt und von großem Unheil errettet hatte.


723) Der Ursprung der Carlowitze.
S. Grosser, Lausitzer Denkw. Bd. III. S. 44. Haupt Bd. II. S. 27.

Das Geschlecht der von Carlowitz hat mehrere Ursprungssagen. Nach der einen war der Ahnherr des großen Kaisers Karl vornehmster Rath und wurde von diesem zu den wichtigsten Geschäften gebraucht, namentlich in den Kriegen gegen die Slaven, weshalb ihm diese den Namen beilegten, der soviel bedeutet als: Karl’s Licht. Eine andere Sage läßt die Herren von Carlowitz aus königl. französischem Geblüt entspringen. König Ludwig VIII. von Frankreich hatte einen Sohn, Karl I., welcher 1266 König von Neapel und Sicilien ward, Karl II., des ersten Sohn und Nachfolger, hinterließ sechs Söhne, von denen der jüngste, Johann, die Mechtilde, Prinzessin von Achaja, heirathete und durch sie Herzog von Durazzo ward. Ein Enkel dieses Herzogs Johann mit dem Beinamen Horwat, gelangte zur Würde eines Banus oder Statthalters von Kroatien und brachte es dahin, daß nach König Ludwigs Tode die Ungarn seinem Bruder

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Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 2. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 111. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_II_111.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)