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Wasserkunst eine Ratte stecke und in Folge davon das Werk verstopft sei. Beim Erwachen beschloß er, auf die Gefahr hin, sein Leben einzubüßen, zurückzukehren und sich dem Rathe zu stellen. Wie gedacht so geschehen, er kehrte um und stellte sich seinen Richtern unter der Bedingung, daß sie gestatteten, daß, ehe er zum Tode geführt werde, er noch einmal das Getriebe seines Wasserwerkes untersuchen dürfe. Dies ward ihm gestattet und siehe er fand wirklich eine Ratte in der Röhre genau so, wie er sie im Traume gesehen hatte. Als dieselbe herausgezogen war, ging die Wasserkunst und geht noch bis auf den heutigen Tag. Im Volksmunde hieß aber der Berg bei Ebendörfel fortan der Traumberg, woraus später Dromberg oder Dronberg durch Wortverdrehung geworden ist. Eine andere unten zu erzählende Sage nennt ihn freilich richtiger den Thronberg.


716) Die Luten, die Sueven und die Serben in der Lausitz.
S. Brotuff. S. 2. Haupt Bd. II. S. 6 fgg.

Ober- und Niederlausitz bewohnten in den ältesten Zeiten die Luten, Lusen oder Susen, ein Stammvolk der Sueven, des damals mächtigsten deutschen Volkes, welches sich selbst in mehrere Zweige theilte. Der Stamm der Ilinger oder Silinger saß in der Oberlausitz, der der Semnonen in der Niederlausitz. Diese deutschen Bewohner wurden um das J. 450, zu den Zeiten des Kaisers Theodosius des Jüngern von den Slaven vertrieben, welche sich ebenfalls in mehrere Stämme spalteten, von denen der der Serben oder Sorben diese Gegend einnahm. Die Serben hießen so von dem Worte Serp, die Sichel. Einige sagen, sie hätten sich Sichler genannt, weil sie ein ackerbautreibendes Volk waren. Andere aber behaupten, Serp bedeute auch ein Schwert und da alle Schriftsteller von den stammesverwandten Sarmaten sagen, daß sie einen Säbel göttlich verehrt hätten, so habe dieser Volksname keine friedliche Bedeutung, sondern bezeichne sie als Säbelverehrer, als ein kriegerisches Volk.

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Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 2. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 105. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_II_105.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)