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hierher gebracht. Ein anderes Glöckchen auf der Stadtkirche zu St. Lorenz war von Silber und läutete den Ablaß ein, der sich soweit erstreckte, als man ihren Schall hörte und weil man dies in Bünau noch konnte, mußten die Bauern von da ein Fuder Getreide an die Elsterberger Geistlichkeit jährlich zinsen, ja viele Nürnberger ließen sich auf dem dasigen Kirchhofe begraben, um jenes Ablasses theilhaftig zu werden. Im Schlosse wohnten einst Raubritter und diese hatten dasselbe mit einer andern Feste, die am Fuße der Weßnitz auf einem steilen Hügel errichtet war, durch unterirdische Gänge und eine lederne Brücke in Verbindung gesetzt. Allein 1384 wurden diese Burgen erstürmt und ihre Besitzer hingerichtet.


669) Der wilde Jäger im Pöhlgrunde.
S. Fickenwirth, Chronik v. Lengefeld. Reichenbach 1859. S. 165.

Früher trieb der wilde Jäger sein Wesen im Pöhlholze bei Lengefeld. Einst wagte sich ein kühner Mann mit Weidmannsruf und Herumspringen unter diese Huhu schreienden unsichtbaren Jäger und kläffenden Hunde, fand aber am andern Morgen als Lohn ein Stück Aas von der Feldmeisterei an seiner Hausthüre aufgehängt.


670) Der Stein zu Waldkirchen.
S. Fickenwirth a. a. O. S. 275.

Mitten im Dorfe Waldkirchen bei Reichenbach befindet sich ein kleiner Teich und auf dem denselben begrenzenden Damm, 16 Schritte östlich von dem durch die Mitte des Dorfes schneidenden Fahrweg, steht ein Stein, ¾ E. hoch, oben in einen Thierkopf ausgehend. Er soll daran erinnern, daß im 30jährigen Kriege ein durch das Dorf sprengender schwedischer Reiter mitten im Orte in einen bodenlosen Morast gerieth und nebst seinem Pferde in demselben versank und umkam.

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Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 2. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 64. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_II_064.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)