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schwere Hucken in den Händen und auf dem Rücken und scheint den Wunsch aussprechen zu wollen, daß ihm irgend Jemand seine schwere Bürde abnehmen möge.


643) Die Entstehung von Plauen.
Bearbeitet von Julius Schanz.

Ein blonder Hirtenknabe, Namens Johannes, saß einst und bließ die Flöte, als ihm aus dem Haine plötzlich Saitenspiel und Gesang entgegenscholl. Er ging den Tönen nach und fand Johanna das Hirtenmädchen vor zwei himmelblauen Blumen knieen, vor denen sie ihr Herz ausströmte, wie sie, um dieselben zu pflücken, zum Genossen einen unschuldigen Knaben haben müsse. Er trat hinzu und bot ihr, entzückt von ihrer Schönheit und gerührt von ihrem Liede, seine Hilfe an. Da knieeten sie Beide vor den blauen Blumen hin und begannen sie aus dem Schooße der Erde zu heben. Es gelang und sie reichte ihm die ihre dar und er ihr die seine, und sie schlossen allda einen Bund, dem der Himmel die Weihe gab.

Bald prangte an dem Orte, wo die Wunderblumen geblüht, ein Kirchlein mit zwei Thürmen, dem heiligen Johannes geweiht, zu dem von Nah und Fern die Leute strömten und sich anbaueten. Den blauen Blumen zum Gedächtniß ward der Ort Blauen genannt, woraus späterhin Plauen ward[1].


644) Das Hufeisen zu Plauen.
Metrisch beh. v. Hager, Voigtländische Volkssagen. 1839. H. I. S. 43.

Früher sah man auf dem Dache eines Hauses am Markte zu Plauen ein Hufeisen angenagelt. Von diesem wird erzählt, es sei einst ein Soldatentrupp (nach Andern wäre es das wilde Heer gewesen) in wilder Flucht durch die Stadt gejagt und einem der Pferde sei, als sie über den Markt sprengten, ein Hufeisen ab- und bis an jene Stelle


  1. Eine andere Sage hierüber erzählt Eisel a.a.O. Nr. 768.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 2. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 47. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_II_047.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)