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wird. Uebrigens hatte der Satan vor seinem höllischen Wagen keine Pferde, sondern nur solche Schatten gespannt, welche die Gestalt der Voreltern dieses gottlosen Junkers vorstellten.


630) Das Geldgewölbe.
Nach mündlicher Ueberlieferung von Julius Schanz.[1]

In der Nähe von Treuen im Voigtlande steht auf einem ziemlich steilen Felsen ein Schloß, das schon ziemlich alt ist. Hier sollen die Hussiten vorübergezogen sein und eine ungeheuere Masse von Geld, erbeuteten Schmucksachen und Metallen in einem verborgenen Gewölbe des Felsens vergraben haben. Wolle aber Jemand den Schatz heben, und er fände zufällig den Eingang zum Gewölbe, und trete nun in dasselbe mit einem brennenden Lichte ein, so würde ein eiserner Wächter das Licht auslöschen. Die einzige Rettung wäre eilige Flucht, denn sonst müßte der Abenteuerer in dem dunkeln Raume elend verschmachten.


631) Das Zimmermannsbeil in Reichenbach.
S. Eisel, Sagenbuch d. Voigtlandes. Gera 1871 Nr. 743. Metrisch bearb. v. Hager, Voigtl. Volkssagen. 1839. H. I. S. 23.

Vor dem großen Brande zu Reichenbach sah man sonst an einem Hause tief in der Mauer ein Zimmermannsbeil eingehauen. Das sollte erinnern, daß einst, als dasselbe gerichtet wurde, ein Zimmergeselle vom eben gehobenen Dachstuhl herabstürzte, allein im Fallen in der Todesangst sein Beil, welches er in der Hand behalten hatte, so fest in die Wand des Hauses einhieb, daß er sich daran festhalten und langsam herunterlassen konnte.


  1. Der rühmlichst bekannte Schriftsteller und Dichter Herr Professor J. Schanz, früher in Dresden mit literarischen Arbeiten beschäftigt, hat mir mit der größten Bereitwilligkeit und Uneigennützigkeit sowohl diese als eine Anzahl anderer voigtländischer Sagen mitgetheilt, wofür ich ihm hiermit öffentlich danke.
    Der Verfasser.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 2. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 37. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_II_037.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)