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Hier saßen in voller Rüstung viele Ritter an großen hölzernen Tafeln, hatten große Trinkkrüge vor sich stehen und Würfel lagen vor ihnen auf der Tafel, sie waren aber stumm und rührten sich nicht. Mitten durch sie hindurch schritten Wollner und das Männlein, gingen wieder durch eine Thüre und kamen in ein großes Gewölbe. Da standen umher Töpfe und Kessel und Schüsseln und Schränke und Kisten, alle mit vielem Gelde gefüllt, und das Männchen sagte zu Wollnern: „da nimm soviel Du willst!“ Wollner konnte sich nicht entschließen zuzugreifen, sondern stand längere Zeit muthlos da. Endlich ergriff das Männchen eine große mit Eisen beschlagene Kiste, fing an, dieselbe nach einer geöffneten Thüre hinzuziehen und befahl Wollnern, mit behülflich zu sein. Das that er und nach kurzer Zeit befanden sie sich im Freien auf der Wiese neben dem Freiberger Bache, wo das Männlein verschwand und Wollner mit der Kiste allein ließ. Dieser bemühte sich nun, die Kiste fortzuschaffen, allein sie war so schwer, daß er nicht im Stande war, sie weiter als einige Schritte zu schleppen. „Du hast ja nicht nöthig, Dich so zu plagen,“ dachte Wollner, ließ die Kiste stehen und ging heim um den Knecht zu holen. Der war auch bald bereit und sie schlugen den Weg zur Wiese mit einander ein. Am Orte angelangt, fanden sie zwar die Kiste noch an derselben Stelle, allein einen Mann in grünem Rocke darauf sitzen. Denselben hieß Wollner, die Kiste zu verlassen, da sie sein, Wollners, Eigenthum sei. Da reichte ihm der Mann in dem grünen Rocke ein großes Buch hin mit den Worten: „die Kiste sollst Du haben, jedoch Deinen Namen mußt Du in das Buch da einschreiben!“ Da aber Wollner sich dessen weigerte, verschwanden bald Mann und Kiste und Wollner stand mit dem Knechte in dicker Finsterniß. Er hat aber nie wieder von dem grauen Männchen etwas gesehen oder gehört.

Vor hundert Jahren waren einmal Arbeiter in der Nähe des alten Hauses beschäftigt, Bausteine zu brechen. Da kam ein vornehmer Mann gegangen und fragte die Leute,

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Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 2. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 33. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_II_033.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)