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des Eisernen Kreuzes, der alten Reichsfarben, der Unterseeboote, hervorragender Persönlichkeiten usw.) Devotionalien-Kitsch (Spekulation auf die religiösen Gefühle), Fremdenandenken-Kitsch, Geschenk-Kitsch (bes. Hochzeitsgeschenke), Vereinskitsch (z. B. rückständige Studenten-„Kunst“), Aktualitätskitsch (als Beispiel für letztere ist eine Serie verschiedener Geschmacklosigkeiten zusammengestellt worden, die die große Zeppelin-Begeisterung 1908 ff. im Gefolge hatte), Reklamekitsch. – Plagiate, besonders industrielle Vergröberungen künstlerischer Originale, z. B. Gegenüberstellung von Kopenhagener Porzellanfiguren und ihrer entarteten thüringischen Abkömmlinge; Ausschrotung der Raffaelschen Sixtina-Engel.

Die Verbrechen oder Vergehen gegen Material, gegen Zweckform und Technik, wie gegen Kunstform und Schmuck treten naturgemäß sehr oft nicht als Reinkulturen auf, sondern in allen möglichen Häufungen und Vermischungen; ja es gibt zahllose Gegenstände, die in allen drei Gruppen, womöglich sogar in mehreren Unterabteilungen derselben gleichzeitig unseren Tadel herausfordern. Solche Objekte sind bei uns in der Regel dort eingereiht, wo ihre Gefährlichkeit am größten erschien.

Das vorstehende System macht – als erster Schritt in dieser Richtung – keineswegs Anspruch auf Lückenlosigkeit, ja nicht einmal auf absolute, zwingende Geltung. Wenn wir auch bemüht waren, jeder nur vorübergehenden Mode, also nur relativen

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Gustav Edmund Pazaurek: Geschmacksverirrungen im Kunstgewerbe. Stuttgart 1919, Seite 18. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschmacksverirrungen_18.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)