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Spitzenfiguren in Marmor oder Porzellan, Möbel aus Glas und Majolika. – Tischgestelle aus Leder oder Samt, Tischplatten mit Papierüberzug. – Nichtrücksichtnahme auf leichte Reinhaltung und Appetitlichkeit: Tintenzeug aus Leder, Zunftpokal aus Eisen, Wasseralfinger Gußeisentasse nach Ludwigsburger Porzellanvorbild. –

b) Grenzverschiebungen zwischen den Materialen; Objekte, die im Geiste eines anderen Materials gearbeitet sind: Keramik, die in Holz- oder Metallformen auftritt, Eisen in Kartonnageart, gewebte und gestickte Gemälde mit Schattenwirkung (Nadelmalereien). – Material-Attrappen (z.B. Fliegenpilz-Kolonie).

5. Material-Surrogate, die es auf eine Irreführung des Beschauers abgesehen haben; geringes Material, das sich das Aussehen eines wertvolleren geben will: „Holz“, das kein Holz ist, sondern lackierter oder vergoldeter Gips, Stuckmasse, Papiermaché usw. „Keramik“, die keine Keramik ist, sondern Milchglas (für Porzellan des 18. Jahrh.), Gußeisen (für Wedgwood-"Basaltwaren"), emailliertes Eisenblech (für Fayence), Zinkguß (für Terracotta), Stearin (für Bisquitporzellan) etc. „Metall“, das kein Metall ist, sondern z. B. lüstrierter, bronzierter und patinierter Ton, Glas etc., oder ein geringeres Metall: Zinkguß statt Bronze, Alpaca statt Silber etc. „Leder“, das kein Leder ist, sondern Leinwand, gepreßtes Papier, Lincrusta etc. – Ferner Kunststein,

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Edmund Pazaurek: Geschmacksverirrungen im Kunstgewerbe. Stuttgart 1919, Seite 10. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschmacksverirrungen_10.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)