Seite:Geschichte des Kölner Stadtarchivs (Leonhard Ennen).djvu/16

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Leonhard Ennen: Geschichte des Kölner Stadtarchivs. In: Archivalische Zeitschrift. II. Band. S. 89-109

und die daselbst darüber verhandelten Akten. Die sogenannte Stadt- und Syndikats-Registratur enthält die beim vormaligen Syndikat verhandelten Prozesssachen, wie auch die bei den ehemaligen Zünften und Bauerbänken vorgefallenen Zwistigkeiten betreffenden Akten«.

Mit dem Sturze der alten Staats- und Rechtsverhältnisse, mit dem Beginne einer neuen Zeit und völlig neuer Zustände verlor das Archiv seinen praktischen Werth und seine rechtliche Wichtigkeit. Der bei Weitem grösste Theil aller Urkunden und Schriftstücke wurde plötzlich aus der Gegenwart in die Vergangenheit geschoben. Es ist zu verwundern, dass der gesammte Inhalt des Archivs, wie an so vielen Orten, nicht auch in Köln der Revolution, die so sorgsam jede Erinnerung an die alte Zeit zu vernichten suchte, zum Opfer gefallen ist. Der einzige bedeutende Verlust, den das Archiv zu beklagen hat, sind die früher in der Mittwochs-Rentkammer aufbewahrten Rechnungen und Quittungen über die vom dreizehnten bis achtzehnten Jahrhundert aufgeführten städtischen Bauten. Diese Papiere waren beim Sturz der reichsstädtischen Verfassung in die obern Räume des Rathhauses gebracht worden. Hier lagen sie unverschlossen, dem Muthwillen der Jugend und dem Eigennutz der Trödler leicht zugänglich. Es ging ihnen wie dem Rest der alten Rüstkammer, sie waren verschwunden, ehe man daran dachte, sie unter Verschluss zu legen.

Wie gering man auch die Sorge anschlagen mag, mit welcher der Rath sich um die Ordnung des Archivs bemühte, so muss doch seine Bereitwilligkeit, das Archiv durch neue Schätze zu bereichern, rühmend hervorgehoben werden. Es lag ihm stets viel daran, alles dem Untergange zu entreissen, was im Stande sein konnte, die Geschichte der Stadt Köln in helles Licht zu stellen. Darum liess er dem auf dem Gebiete der Archäologie und Kölner Lokalgeschichte sehr bewanderten Syndikus Stephan Brölmann, der den Entschluss zu erkennen gab, eine »Cronica« der Stadt Köln abzufassen, seine kräftige Unterstützung angedeihen. Im Jahre 1662 liess er durch eine eigens hierzu ernannte Commission das Manuscript mit den im Archiv ruhenden Urkunden und Literalien vergleichen und Brölmann’s Gewissenhaftigkeit und Wissenschaftlichkeit bei dieser Arbeit constatiren. Brölmann wurde vom Tode übereilt, ehe er sein Werk dem Druck übergeben konnte. Der Jesuitenpater Hermann Crombach fasste den Plan, das Werk Brölmann’s zum Abschluss zu

Empfohlene Zitierweise:
Leonhard Ennen: Geschichte des Kölner Stadtarchivs. In: Archivalische Zeitschrift. II. Band. S. 89-109. Stuttgart: W. Spemann, 1877, Seite 104. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_K%C3%B6lner_Stadtarchivs_(Leonhard_Ennen).djvu/16&oldid=- (Version vom 17.8.2016)