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Leonhard Ennen: Geschichte des Kölner Stadtarchivs. In: Archivalische Zeitschrift. II. Band. S. 89-109

das frühere Abhängigkeitsverhältniss zurückzudrängen, musste dem Rathe Alles daran liegen, den bestehenden Zustand möglichst durch bündige Urkunden zu legalisiren. Er musste grossen Werth darauf legen, diese Briefe, Privilegien, Vergleiche, Friedschlüsse, Rechtsgebräuche u. s. w. an einem sicheren Orte aufzubewahren. Im Rathhaus selbst, welches im vierzehnten Jahrhundert erbaut wurde und anfänglich nur aus dem Erdgeschosse, dem grossen hansischen Saale, und dem als Capelle dienenden Nebenzimmer bestand, war für ein festes Archivlokal nicht gesorgt. Die Archivalien, päpstliche und kaiserliche Briefe, Verträge mit Fürsten, Städten und Herren, Pfandschreiben, Lehen-, Sold- und Geleitbriefe hatten bis dahin wohlverwahrt in dem Archivlokal des Hofes »zur Stessen« geruht. Diese Urkunden waren hier geblieben, auch als die Herren von der Stessen diesen Hof im Jahre 1262 durch Kauf an sich brachten. Von Seiten der Stadt wurden dem Besitzer des genannten Hofes jährlich vier Mark für Fische als Recognition gegeben[1]. Durch drei Schlösser waren die städtischen Freiheitsbriefe verschlossen; einen Schlüssel hatte ein Mitglied des engen, den zweiten ein Mitglied des weiten Rathes und den dritten ein zum Rathe gehörender Schöffe, »also dass die drei nicht aufschliessen und hingehen sollen, um ein Aktenstück zu lesen oder hierauszunehmen, es seien dann alle drei zusammen«[2].

In dem Thurme aber, den der Rath am Anfange des fünfzehnten Jahrhunderts aus dem confiscirten Vermögen der vertriebenen Geschlechter »zur Ehre der Stadt und zum gemeinen Besten« auf dem Hofraume hinter dem Rathhause zur Aufbewahrung der Stadtweine und für Abhaltung der Rathsversammlungen bauen liess, wurde auch ein besonderes Gewölbe zur Aufbewahrung der städtischen Urkunden hergerichtet. Das Gewölbe, in welches man nun die Original-Urkunden und Privilegien brachte, war mit mehreren Schlössern versehen. Die Schlüssel dazu wurden von drei Mitgliedern des Rathes, den sogenannten Gewölbsherren, aufbewahrt. Die Gewölbsherren mussten vor der Uebernahme der Archivschlüssel einen


  1. In caminata inferiori curiae apellatae zu der Stessen sitae in parrochia sancti Laurentii (Urk. von 1354). – Acta sunt haec in domo zu der Stessen Coloniae, ubi litterae et privilegia civitatis Coloniensis specialiter sunt recondita (Urk. von 1381). Das Haus zur Stessen kam im 16. Jahrhundert in den Besitz des kaiserl. Vizekanzlers Nicolaus Ziegler.
  2. Quellen u. Urk. zur Gesch. der Stadt Köln I, 50.
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Leonhard Ennen: Geschichte des Kölner Stadtarchivs. In: Archivalische Zeitschrift. II. Band. S. 89-109. Stuttgart: W. Spemann, 1877, Seite 93. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_K%C3%B6lner_Stadtarchivs_(Leonhard_Ennen).djvu/05&oldid=- (Version vom 18.8.2016)