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Allein auch die katholische Kirche nahm den Wettstreit auf und namentlich zeichnete sich später in Westphalen der Minister von Fürstenberg durch treffliche Einrichtung des Schulwesens im Bisthum Münster aus. Der Name des Lehrers Bernhard Overberg wird in spätesten Zeiten noch rühmlichst genannt werden.

Über die Schule von Wetter sind keine ausführlichen Nachrichten vorhanden. Vor der Reformation haben sich wohl die Vicarien mit dem Unterricht beschäftigt, selbst nach derselben finden wir in den Acten, unterm 15. März 1654, eine Kapitulation des Raths mit dem Vicarius und Schuldiener Johann Springorum. Derselbe mußte die Kinder, der Augsburgischen Confession gemäß, in der deutschen und lateinischen Sprache unterrichten, gute Sitten lehren, den Kirchengesang leiten und die Begräbnisse verrichten helfen. Das Gehalt bestand in dem Beneficium St. Vicentis und Wohnhaus nebst Garten. An Schulgeld zahlte jedes Kind halbjährig 13 Schilling.

1687 vermachte Matthias Mertens an die lutherische Schule eine Obligation von 160 Rthlr., ausgestellt von Agnes Gerdrut Stael von Holstein, Wittwe des Richters Wortmann. Möge solcher Bürgersinn auch in unsern Tagen neu erwachen! – Einige Jahre vor 1773 stand Platenius, später Pastor, der reformirten Schule vor. Ein fortlaufendes Lehrerverzeichniß findet sich nicht in den Acten. In der neueren Zeit haben sich die entschlafenen Lehrer Lieth, Hermann der reformirten und Lugh und Windfuhr der lutherischen Confession angehörig, bleibende Verdienste um die Wetter’sche Schule erworben. Der jüngst verstorbene Lehrer Scheve besaß eine seltene Gabe, die Liebe der Kleinen zu erwerben und mit Erfolg zu lehren. Dem ebenfalls heimgegangenen Bernhard Frielinghaus verdankt die hiesige Schule einen großen Theil des Ruhms, eine der besten der Inspection zu sein. Seine Einführung erfolgte 1824, sein Tod im März 1856. Die lutherische und reformirte Schule sind längst vereinigt und bewähren die großen Vortheile eines Zweiklassen-Systems; in dieser Beziehung werden die Katholiken bald gewahren, daß ihre Abtrennung und Übergang zu einer Klasse ein Nachtheil für sie ist. Das neue Schulhaus ist 1838 erbaut. Schulpflichtige Kinder sind 240 evangelische vorhanden und 73, die dem katholischen Bekenntniß angehören. Das Gehalt der evangelischen Lehrer beträgt für die erste Stelle 250 Rthlr. und für die zweite 200 Rthlr. – bei den jetzigen Bedürfnissen einer gebildeten Familie kaum angemessen.

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Friedrich Harkort: Geschichte des Dorfs, der Burg und der Freiheit Wetter. Gustav Butz, Hagen 1856, Seite 45. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_Wetter.pdf/45&oldid=- (Version vom 1.8.2018)