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Die Opfer und Schwierigkeiten waren groß. Der Übermuth und die Völlerei der Ausländer, Mangel an passenden Materialien und guten Wegen, die Unerfahrenheit der hiesigen Arbeiter – all’ dies führte eine Menge Übelstände herbei, welche man heute nicht mehr kennt. Allein durch Beharrlichkeit behauptete sich die neue Industrie! sie hat die alte feudale Burg erobert und in ihr einen bleibenden Sitz aufgeschlagen, in welchem Eisen und Stahl in die mächtigsten Waffen des Gewerbefleißes umgeschaffen werden. Prangt auch das Banner der alten Grafen nicht mehr auf den Zinnen des gewaltigen Thurmes, so schauen wir demungeachtet dort in festlichen Tagen die wehenden Farben des großen preußischen Vaterlandes!

Der Kampf der alten und neuen Zeit ist hier augenfällig zu Gunsten der letzteren entschieden, sowohl in Bezug auf Volkszahl, als auf Wohlstand und Bildung. In Dorf und Freiheit, wo die Ritterzeit kaum 400 Menschen kümmerlich erhalten konnte, leben jetzt auf derselben Bodenfläche 2000 Seelen, geistig und körperlich besser gestellt, von dem Fleiße ihrer Hände; es ist keiner vorhanden, welcher auch nur einen Groschen aus dem Staatssäckel bezieht.

1605 betrug der Steuerausschlag der Grafschaft Mark 12.000 Rthlr.; davon fielen 8 Rthlr. auf die Freiheit Wetter. Heute zahlen Dorf und Freiheit 2118 Thlr. allein an directen Steuern und für die Gemeinde-Bedürfnisse werden 1700 Rthlr. aufgebracht.

1790 ward der Werth der hiesigen Fabrikate auf 15.487 Rthlr. geschätzt und 93 Arbeiter waren dabei beschäftigt.

Die wenigen Briefe holte man von dem eine Stunde weit entlegenen Herdecke.

Heute sind 427 Arbeiter vorhanden, welche allein 1086 Rthlr. jährliche Beiträge für die Krankenkasse aufbringen. Der durchschnittliche Verdienst für 10 Arbeitsstunden beträgt 16 Silbergr. Der Werth der Fabrikate übersteigt 400.000 Thlr.

Der Verkehr des Bahnhofs umfaßt 240.000 Centner und über 30.000 Passagiere kommen und gehen jährlich ab.

1854 betrug die Einnahme der Postexpedition 1373 Thlr; fast 500 Briefe und Pakete kommen in einer Woche, welche täglich dreimal ausgetragen werden.

1642 waren ein Wirth und ein Bäcker vorhanden, während 1854 die hiesige Gewerbesteuer 395 Rthlr. aufbrachte.

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Harkort: Geschichte des Dorfs, der Burg und der Freiheit Wetter. Gustav Butz, Hagen 1856, Seite 39. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_Wetter.pdf/39&oldid=- (Version vom 1.8.2018)