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1825 besuchte Stein seinen alten Lieblingssitz Wetter und bezeugte großes Interesse an der neu errichteten Maschinenfabrik, deren Inhaber ihm 1827 eine Denkschrift über den Vortheil der Eisenbahn-Anlagen überreichten. Der geprüfte Staatsmann faßte den Gegenstand mit Wärme auf, und der Westfälische Landtag war der erste in Preußen, welcher seine Stimme für das, den Verkehr aus seinen alten Gleisen drängende, neue Kommunikationsmittel erhob, während hohe Staatsbeamte über solchen Schwindel den Kopf schüttelten. Das Leben überholte die Weisheit des grünen Tisches.

Die Vorliebe für Westphalen drückte Stein gegen Ende seines Lebens in einem Briefe an die Gräfin Voß in folgenden Zeilen aus:

„Freuen würde es mich höchlich, Ihnen die hiesige Umgegend zu zeigen, dies Westphalen, den wahren classischen Boden unserer früheren Geschichte, das Land der rothen Erde und der Vehmgerichte im Mittelalter, in dem sich so vieles Alterthümliche erhält.“


Am 2. December 1815 verließ das Bergamt Wetter, um seinen Sitz in Bochum zu nehmen; gleichzeitig stockte das Gewerbe der Messerschmiede und der Wohlstand nahm sichtbar ab. Da trat abermals ein günstiger Wendepunkt ein. Im Jahre 1819 erwarben die Unternehmer der „Mechanischen Werkstätte“ die alte Burg käuflich vom Staate und die Industrie zog ein in die leergelassenen Räume, welche rasch einer Vergrößerung bedurften. – Heinrich Kamp in Elberfeld, der thätigste Mann des Gemeinwesens seiner Stadt, wagte die Mittel an ein schwieriges Unternehmen und Friedrich Harkort übernahm die Leitung; Sachverständige wurden aus England herübergeschafft.

Thomas und Godwin waren die ersten englischen Ingenieure; der erstere verlor sich nach Böhmen, der letztere, ein Gentleman sonder Tadel, suchte bereits <!Vorlage: bereis-->vor dreißig Jahren den Bau der horizontalen Brücken mit weiter Spannung – wie solche jetzt bei Eisenbahnen üblich sind – zur Ausführung zu bringen; von ihm stammt die verbesserte liegende Bohrmaschine für Cylinder. Sein Sohn George, welcher vom Onega-See kam, führte die jetzt allgemein gebräuchlichen vertikalen Bohrmaschinen für kleine Arbeiten ein. Treviranus, von Bremen gebürtig, hatte bei Frauenhofer in München und Herschel in England gearbeitet. Tischbein kam von den Werften Rotterdams;

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Harkort: Geschichte des Dorfs, der Burg und der Freiheit Wetter. Gustav Butz, Hagen 1856, Seite 37. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_Wetter.pdf/37&oldid=- (Version vom 1.8.2018)