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von Mendelssohn für Pfte., Violine und Vcello. [D moll][H 1], das mit wärmstem Beifall aufgenommen wurde, ein Trio von Hiller [B dur, Werk 6][H 2], eine interessante Jugendarbeit Hiller’s, die früher schon in der Zeitschrift besprochen ist, und ein Rondo a la Spagnuola für Violine und Clavier von Spohr, ein sehr zartes, schwunghaftes Miniaturstück, das gleichfalls schon gedruckt ist. Auch spielte Mendelssohn in seiner immerfrischen Meisterschaft die chromatische Phantasie und Fuge, und die 5stimmige in Cis moll von J. S. Bach, und Hr. Concertmeister David in ausgezeichnetster Weise, und von Mendelssohn begleitet, zwei als Compositionen unschätzbare Stücke aus den Sonaten für Violine allein von Bach, denselben, von denen früher behauptet worden ist „es ließe sich zu ihnen keine andere Stimme denken“ – was denn Mendelssohn in schönster Art widerlegte, indem er das Original mit allerhand Stimmen umspielte, daß es eine Lust war zu hören.[H 3]

Wie wir hoffen, werden die so mit wahrem Künstlergeiste geleiteten Abendunterhaltungen auch in künftigen Jahren fortgesetzt werden. Gesang war diesmal ausgeschlossen. Von Zeit zu Zeit ein Lied würde mit Dank gehört werden. –

Ueberschlägt man nun die Leistungen der verschiedenen unserer Kunst gewidmeten Anstalten, die wir besitzen, rechnet man hinzu die des Theaters, die der Kirche, und die vieler anderen Vereine, wie der vom Hr. MD. Pohlenz geleiteten Singakademie, des unter Hrn.

Anmerkungen (H)

  1. Zusatz von [GJ]
  2. Zusatz von [GJ]
  3. [GJ] Anmerkung 52: Ueber den Vortrag der Ciaconna, die Mendelssohn (wie Hiller berichtet) frei am Clavier begleitete, sagt Schumanns Concertbericht in Brockhaus’ Allgem. Ztg. vom 1. März: „David spielte eine Ciaconna von J. S. Bach, ein [525] Stück aus jenen Sonaten für Violino solo, von denen Jemand einmal verkehrt genug geäußert, ‚es ließe sich keine andere Stimme dazu denken‘, was denn Mendelssohn Bartholdy in bester Weise dadurch widerlegte, daß er sie auf dem Flügel accompagnirte und zwar so wundervoll, daß der alte ewige Cantor seine Hände selbst mit im Spiele zu haben schien. Daß Bach sich sein Stück so oder ähnlich gedacht, mag möglich sein – denn der Meister gewordene Componist denkt sich sein Werk auch immer in reinster Vollendung, wenn es auch die Virtuosen nicht gern zugestehen wollen – aber gehört in solcher Vollkommenheit, solcher meisterlichen Naivetät hat er es sicher nicht.“ – Schumann schrieb Anfang 1853 eine Clavierbegleitung zu allen sechs Violinsonaten, eine Arbeit, die ihm „Mühe, aber noch viel mehr Freude gemacht.“ (Brf. an Härtel.) II.524–525 Commons