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höchste, wie es allen gelten sollte. Nur selten, daß ihm ein Zug entgeht, oder daß er ihm, wo er ihn gefaßt, mißglückt. Menschliches freilich überfällt auch die Größten in unbewachtem Augenblick.

Das Liederheft, das ich meine, ist sein drittes und mit Werk 10 bezeichnet. Es bringt ein Lied nach Walther v. d. Vogelweide – von Uhland Scheiden und Meiden, Ständchen und Abreise – von einem Ungenannten ein „Hoffnungslos.“ Der Ungenannte ist, wie vermuthet wird, der Componist selbst. Man vergleiche die Biographie, die früher diese Blätter brachten,[H 1] in der auch der erste Vers des Gedichtes[H 2] mitgetheilt war. Die Composition ist in schmerzlicher Zeit entstanden, tiefmelancholisch, aber zur innigsten Theilnahme anregend, und wahr. Wahr – zittert euch nicht euer kleines Herz, Componisten, wenn ihr dieses Wort hört? Bettet euch immer weicher in eure schönen Gefangeslügen, ihr bringt’s doch nicht höher, als von einigen andern Judaslippen gesungen zu werden, vielleicht verführerisch genug. Aber, tritt dann wieder einmal ein wahrhaftiger Sänger unter euch, so flüchtet mit eurer erheuchelten Kunst, oder lernt Wahrheit, wenn es noch möglich ist. Wahr ist denn auch Burgmüller durch und durch; noch mehr, er gibt die Wahrheit auch meistens in schönem Gewand. Lebte er noch, so würde ich bittend hinzusetzen: er gebe sie auch, wo es das Gedicht will, manchmal in reicherem. Er begnügt sich oft mit dem allereinfachsten. B. Klein trieb diese Liedeseinfachheit,

Anmerkungen (H)

  1. [GJ] N. Z. 1840, XII, 1 u. ff. [II.281 Commons]
    [GJ] Anmerkung 55: Der interessante, mit „Dr. M.“ unterzeichnete biographische Aufsatz über N. Burgmüller ist auf Schumanns Veranlassung geschrieben von dem Dr. med. Carl Wilhelm Müller, bekannt unter dem Dichternamen Wolfgang Müller von Königswinter. Es ist derselbe „C. W. Müller“, dessen von Burgmüller componirtes Frühlingslied im 12. Heft der musikal. Beilagen zur Zeitschrift (1840) erschien. Als Müller im Herbst 1840 nach Düsseldorf zurückgekehrt war, lieferte er im folgenden Jahre noch einen zweiten Beitrag für die Zeitschrift: die mit „M.“ unterzeichnete Correspondenz aus Düsseldorf, Bd. XV, S. 30. [II.526 Commons]
  2. [GJ]

    Liebe, die sonst nur mit Myrten krönet,
    Hüllt in düstre Schwermuth meinen Sinn.
    Armes Herz, das sich nach Ruhe sehnet,
    Hoffe nicht, – sie ist für dich dahin!

    [II.281 Commons]