Auch den hartherzigsten Kritiker wandelt einmal die
Lust zu loben an. „Was hilft es – sagte ich mir –
leidliche Anfänger in der Gesangscomposition passabel
aufzumuntern, oder mittelmäßigen Schreiern die Kehle
verstopfen zu wollen. Lieber setz’ ich mir einen ganzen
Stoß neuer Lieder her, und ruhe nicht eher, als ich
einige gute gefunden, um einmal nach Herzenslust nichts
als loben zu können.“ Lange suchte ich unter den etwa
50 Heften. Endlich hatte ich glücklich drei bei einander,
die mich in Lobesathem brachten, die mich anhaltend
erfreut, erwärmt. Die Namen der Componisten sind
Veit, Esser und Norbert Burgmüller, die ersten
noch lebend und wirkend, der letztere schon gestorben.
Auseinandersetzen, was ein schönes Lied, will ich nicht. Es ist so schwer und leicht, als ein schönes Gedicht. „Nur ein Hauch sei’s“ sagt Goethe. Norbert Burgmüller wußte von den drei Genannten dies am besten. Das Gedicht mit seinen kleinsten Zügen im feineren musikalischen Stoffe nachzuwirken, gilt ihm das
Robert Schumann: Gesammelte Schriften über Musik und Musiker. Georg Wigand’s Verlag, Leipzig 1854, Seite 260. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gesammelte_Schriften_%C3%BCber_Musik_und_Musiker_Bd.3_(1854).pdf/260&oldid=- (Version vom 5.7.2023)