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Mendelssohn’s Orgelconcert.[H 1]


Mit goldnen Lettern möcht’ ich den gestrigen Abend in diesen Blättern aufzeichnen können. Es war ein Concert für Männer einmal, ein gutes Ganzes vom Anfang bis Ende. Wiederum fiel mir ein, wie man mit Bach doch niemals fertig, wie er immer tiefer wird, je mehr man ihn hört. Von Zelter, und später von Marx ist darüber Treffliches und Treffendes genug gesagt worden, und doch, hört man dann, so will es wieder scheinen, als ließe sich ihm mit dem bloßen Wortverstand nur von weitem beikommen. Die beste Versinnlichung und Erklärung seiner Werke bleibt nun immer die lebendige durch die Mittel der Musik selbst, und von wem dürfte man da eine treuere und wärmere erwarten, als von dem, der sie uns gestern gab, der die meisten Stunden seines Lebens gerade diesem Meister zugewandt, der der Erste war, der mit aller Kraft der Begeisterung das Andenken an Bach in Deutschland auffrischte,[H 2] jetzt auch wieder den ersten Impuls gibt, daß sein Bild auch durch ein äußeres Zeichen dem Auge der Mitwelt näher

Anmerkungen (H)

  1. [GJ] Schumanns Ankündigung desselben – vom 29. Juli – lautet: „Den 6. Aug., Abends 6 Uhr, wird Herr MD. Dr. Mendelssohn Bartholdy in der Thomaskirche ein Orgelconcert geben. Die Einnahme ist zu einem Denkstein für Johann Sebastian Bach bestimmt, der ihm in der Nähe seiner ehemaligen Wohnung gesetzt werden soll. Ein alter Wunsch, gewiß Unzähliger, geht somit in Erfüllung, und wir wissen unsere Freude über diesen Zug schönkünstlerischer Pietät [274] kaum in Worten auszudrücken. Wo sich aber ein solcher Künstler an die Spitze stellt, sollten da nicht viele folgen, sollte der Gedanke nicht auch in der Ferne anklingen? Könnte aus dem Denkstein nicht ein Denkmal werden? Ihm, dem Einzigen, Ewigen ein Monument zu setzen, das sich würdig an die zu Ehren Mozarts und Beethovens anreihete, dazu wäre die Zeit da, dazu sollten sich die Hände aller Künstler und Kunstfreunde verbinden, dies würde unserm Zeitalter als ein Beweis seines aufgeklärten Kunstsinns in der Zukunft angerechnet werden. Ueber den Erfolg des ersten Anfangs hoffen wir bald etwas mitzutheilen; möchten diese einfachen Worte dazu beitragen, daß wir es auch bald über andere könnten! 12.“ II.273–274 Commons
  2. [GJ] Durch die Aufführung der Matthäuspassion 1829 in Berlin. II.274 Commons