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Das Kirchengut (Kirchenstiftung) (Fortsetzung zu S. 74)

 Das Kirchenvermögen hatte, wie schon ausgeführt wurde, in den Jahren 1451 und 1455 nach dem damaligen großen Brande eine außerordentliche Schwächung erlitten, weil der größte Teil des Besitzes veräußert werden mußte, um die Kirche und den Turm wieder aufbauen zu können. Damit nun das Kirchengut weiter seinen Verpflichtungen ausreichend nachkommen konnte, mußte man auf die Erschließung neuer Einnahme-Quellen bedacht sein. Es wurde deshalb ein „Stock“ (Opferstock) in der Kirche aufgestellt, damit die Leute bei besonderen Gelegenheiten (Abendmahlsfeiern, Taufen, Hochzeiten u. a.) Opfergaben für das Gotteshaus einlegten. Wann dieser Stock aufgestellt wurde, ist nicht überliefert; es muß aber schon sehr bald gewesen sein, weil er bereits um 1503 erwähnt wird, und zwar mit einem guten Ertrag. Ferner wurde um die Zeit von 1700 der Verkauf von Kirchenstühlen eingeführt. Auch hierdurch wurde jährlich ein, wenn auch nicht sehr großer Ertrag erzielt. Da der Kirchenstiftung einst auch die Versorgung der Armen oblag, wurde weiter der Klingelsack eingerichtet, der jährlich im Durchschnitt etwa 60 fl. einbrachte, die restlos der Unterstützung von Armen, nicht nur in der eigenen Gemeinde, sondern auch bei Auswärtigen (Obdachlosen, vertriebenen Exulanten, abgedankten Soldaten und dergleichen) zugewendet wurden.

 Eine erhebliche Verstärkung erfuhr das Kirchengut, als im Jahre 1813 das Vermögen der Filialkirchenstiftung Neukirchen mit der Sachsener Kirchenstiftung vereinigt wurde. Leider stand aber damals alles Kirchengut unter der Verwaltung der Stiftungsadministration in Herrieden; und diese wußte nichts Besseres zu tun, als möglichst viele Grundstücke zu verkaufen und sich dadurch die Verwaltung zu erleichtern. So wurden 1814 verkauft: Die beiden von Neukirchen übernommenen Wälder bei der Roßleiten und Weiherleiten (zwischen Vestenberg und Wicklesgreuth) zu 14 Tgw. an Joh. Mich. Entner in Weiherschneidbach um 2855 fl.; die Neukirchner Wiese in der Wilden Grube bei Rutzendorf an Georg Simon Geyer daselbst um 181 fl. (3/8 Tgw.); eine große Stiftungswiese zu 3 Tgw. bei Bechhofen an Elias Levi in Windsbach um 1436 fl.; eine Wiese mit Acker zu 3/8 Tgw. am Kalkofen bei Alberndorf an Stephan Streng daselbst um 250 fl. Der Gesamterlös aus diesen Grundstücken wurde 1815 auf Schuldschein bei der Staatsschulden-Tilgungs-Hauptkasse in München angelegt. Der zunächst hohe Zinsfuß dieser Staatspapiere zu 5% wurde später bedeutend herabgesetzt und damit von selbst das Vermögen entwertet; bei der Inflation nach dem Weltkrieg ging es