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sumpfiger als das ganze Rezattal. Ebensowenig kann man den Stamm „Sassen“ anziehen, denn es fehlt das notwendige Bestimmungswort (wie z. B. bei Waldsassen). Es wird sich vielmehr bei unserem Sachsen nicht anders verhalten als bei den vielen anderen „Sachsen“ in Bayern, Baden, Oberösterreich und anderwärts, einschließlich der vielen davon abgeleiteten Ortsnamen wie Sachsenhausen, Sachsenheim, Sachsendorf, Sachsenkirchen, Sachsenried, Sachsenberg usw. Bei der Erklärung dieser vielen Orte kann man wirklich nicht ohne den genannten Volksstamm auskommen. Und es ist doch Tatsache, daß Karl der Große Tausende von Sachsenfamilien aus ihrer Heimat wegführte und sie durch alle Teile seines großen Reiches hin verstreute. Bei dieser Menge von Sachsensiedlungen ist es ganz undenkbar, daß sich dieselben nicht auch in der Benennung der Siedlungen zu erkennen gegeben haben sollten. Am nächsten lag es dabei, daß solch ein mitten unter anderen Siedlern entstandener Sachsenhof kurzweg „Zu den Sachsen“ genannt wurde, woraus sich später von selbst die Ortsbezeichnung „Sachsen“ ergab. Es wird überhaupt noch mancher Ort im Siedlungsgebiet jener Zeit daraufhin zu prüfen sein, ob nicht in seinem Namen altsächsisches Sprachgut steckt (z. B. Roßtal, das alte „Horsadal“, oder Leutershausen – Luitgershusun, u. a.).

 Abgesehen von den vielen Geiseln, die sich Karl der Große nach jedem Sachsenkriege stellen ließ, hat er zum erstenmal im Jahre 795 eine größere Zahl von Sachsen aus dem Lande geführt, „jeden dritten Mann“, wie es in den Urkunden heißt, womit aber nur eine bestimmte Landschaft gemeint sein kann, denn die Gesamtzahl wird auf nur 7070 angegeben, wie denn Karl in der Regel nur mit einzelnen sächsischen Völkerschaften, besonders mit den Engern und Nordalbingern, Krieg zu führen hatte. 799 nahm er noch einmal eine größere Zahl von Männern, Frauen und Kindern weg, und 804 folgte der größte Trupp, den Einhard mit 10 000 angibt. Damit war der 33 jährige Sachsenkrieg beendet. Wohin diese Sachsen verpflanzt wurden, wird uns in den Quellen nicht gesagt. Es heißt nur im allgemeinen, daß Karl sie über das ganze Reich hin zerstreute (jussit aliquos interficere, aliquos per totum suum regnum dispergere). Einzelne Orte werden nicht genannt. Wohl aber ist bekannt, daß viele Geiseln und Gefangene Klöstern und Kirchen übergeben wurden (siehe Abel Sigurd, Jahrbücher des fränkischen Reiches, Bd. II, S. 94 ff.). So werden die Klöster Corbie, Reichenau u. a. erwähnt, dann die Bischöfe von Würzburg, Konstanz, Augsburg, Paderborn, Reims usw., daneben auch Grafen u. a. Die Absicht Karls war klar: Er wollte nicht selbst die Ansiedlung dieser Sachsen vornehmen, sondern dies teils durch seine Großen, teils und vor allem durch Bischöfe und Klöster vollziehen lassen, schon weil diese leichter das hierzu nötige Siedlungsland beschaffen konnten. Die Bischöfe und Klöster hatten es dann auch in der Hand, die noch heidnischen Sachsen zu bekehren und sie so der Kirche einzuverleiben.