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Die Kapelle wurde vermuthlich von dem baulustigen und baukundigen 12. Abt Rudolf erbaut, und zwar gleich bei seinem Regierungsantritt i. J. 1263. Er war unter den heilsbronner Äbten der erste, welcher die ursprüngliche Vorschrift des Ordens: Einfachheit und Schmucklosigkeit bei kirchlichen Bauten, nicht mehr einhielt. Thür und Fenster sind rundbogig byzantinisch, die übrigen Theile aber gothisch: Kreuzgewölbe mit zierlichen Schlußsteinen; außen gothische Strebepfeiler. Das eigenthümlich rundbogige Portal zeigt eine reiche Ornamentik. Daß die im Grundriß rothumgrenzte Verlängerung des östlichen Chors der Klosterkirche von demselben 12. Abt Rudolf während seiner letzten Regierungzeit in Angriff genommen, aber erst von seinem Nachfolger vollendet wurde, ist oben berichtet worden. An diesem verlängerten Chor ist alles spitzbogig, nicht so bei der Kapelle. Das gothische Thürmchen (campanile) auf dem nördlichen Giebel der Kapelle ließ 1364 der 19. Abt Arnold erbauen.[1]

Seit 200 Jahren dient die Kapelle zum Brauereibetrieb. Im Kloster war bis gegen 1400 keine Brauerei, von dieser Zeit an eine kleine, von 1553 an eine größere, indem der 31. Abt Heberlein (s. dort) ein Brauhaus erbaute, worin man aber lediglich für den Hausbedarf braute, erst für das Kloster und die Schopperische Schule, dann für die Fürstenschule und einige heilsbronnische Schenkstätten. Das Getränk war zuverlässig preiswürdig, da sich der Markgraf Albrecht Alcibiades, ein Experter, vom Abt Heberlein ausdrücklich ein Faß von diesem Bier erbat. Man braute 122 Jahre lang, bis 1631 Tilly’s Reiter das kleine Brauhaus anzündeten, worauf es 1647 völlig abgetragen wurde. Jahre lang braute man in Heilsbronn nicht mehr. Einige Jahre nach dem Kriege wurde wieder eine Brauerei eröffnet, aber nicht in einem neuerbauten Lokal, sondern in der alten Kapelle. Der Braukessel erhielt seine Stelle in der Sakristei; Malzdarre, Hopfenboden etc. wurden im Innern der Kapelle angebracht, das schöne Portal vermauert und davor eine Remise für leere Fässer erbaut.


  1. Anders Stillfried S. 84.
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Georg Muck: Geschichte von Kloster Heilsbronn (Band 3). C. H. Beck’sche Buchhandlung, Nördlingen 1880, Seite 222. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Georg_Muck_-_Geschichte_von_Kloster_Heilsbronn_(Band_3).pdf/224&oldid=- (Version vom 1.8.2018)