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trat diesem Bemühen konsequent entgegen. Nicht so unser Abt Wagner, welcher sich fügsamer zeigte, auch darin, daß er sich bestimmen ließ, in die Ehe[1] zu treten. Es ist nicht wahrscheinlich, daß der Markgraf diese Verehelichung in der Absicht veranstaltete, um seine fränkische Reformation der sächsischen auch darin ähnlich zu machen, daß er den ersten Prälaten in seinem Territorium bewog, sich gleichfalls, wie Luther, zu verehelichen. Mehr als wahrscheinlich ist aber, daß der Markgraf beabsichtigte, durch diese Verehelichung die Selbstauflösung des Klosters, ohne Anwendung von Gewaltmaßregeln, zu beschleunigen. Man erwartete, daß auch Andere der noch vorhandenen wenigen Mönche dem Beispiel des Abts folgen, in die Ehe und in Folge dessen aus dem Kloster treten würden. Allein das Beispiel des Abts wurde nicht nachgeahmt. In seinem dritten Regierungsjahre, um Ostern 1543, heirathete der Abt, bereits gegen 60 Jahre alt, eine vermuthlich gleichfalls bejahrte Klosterkochswittwe und siedelte mit ihr nach Onolzbach über, wo ihm durch Vermittelung, eigentlich auf Befehl des Markgrafen, der dortige heilsbronner Hof zur Wohnung eingeräumt und ein Ruhegehalt zugesichert wurde. Der Trauung, welche der Pfarrer Kniebegast von Großhaslach vollzog, wohnten einige markgräfliche Räthe bei. Nach der Übersiedelung des Abts sandte der Markgraf einige Räthe nach Heilsbronn, welche „des Klosters Hausgeräthe, Weißzeug etc. versiegelten, die Privilegien, Briefe und Register in aller Eile in den (feuerfesten, 1519 vom Abt Wenk an die neue Abtei angebauten) Thurm sperrten und die Schlüssel mit fortnahmen.“ Der Prior Wirsing und der Richter Hartung übernahmen die Verwaltung des Klosters. Der Plan des Markgrafen, durch die Verheirathung des Abts, und vielleicht auch der Mönche, die Selbstauflösung des Klosters herbeizuführen, war ein öffentliches Geheimniß; denn es verbreitete sich das Gerücht im Lande: „nach Abgang des Abts müßten auch die übrigen wenigen Konventualen vom Haus lassen und verkaufen, was sie hätten.“ An der Verehelichung des Abts


  1. Vgl. Stillfried S. 29.
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Georg Muck: Geschichte von Kloster Heilsbronn (Band 1). C. H. Beck’sche Buchhandlung, Nördlingen 1879, Seite 408. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Georg_Muck_-_Geschichte_von_Kloster_Heilsbronn_(Band_1).pdf/424&oldid=- (Version vom 1.8.2018)