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Aus der vorreformatorischen Zeit der Gemeinde Rosbach finden sich im Kirchenarchiv keinerlei schriftliche Urkunden vor. Und doch, wie gerne möchte man Nachricht über die Entstehung der alten katholischen Gemeinde, über ihre innere und äußere Entwickelung, über die Geistlichen und ihre Wirksamkeit haben; allein die Dunkelheit des Mittelalters liegt gewissermaßen auch über diesem Theil der Geschichte der Gemeinde, genauer über ihrer Vorgeschichte. Nur zwei Denkmäler jener Zeit sind auf uns gekommen, nämlich der ehrwürdige Kirchthurm, welcher von der alten ehemals katholischen Kirche stehen geblieben ist, und ein im Kirchenarchiv aufbewahrtes bleiernes Reliquienkästchen. Die Bedeutung des letzteren und seines Inhaltes ist nicht zu ermitteln, und selbst ein darin befindlicher Siegelabdruck läßt, weil verwittert, nicht einmal die Vermuthung zu, wer dieses zur Zeit der Reliquienverehrung für die Gemeinde unstreitig werthvolle Geschenk gestiftet; noch weniger, welchem oder welcher Heiligen diese Ueberbleibsel der irdischen Hülle angeblich oder in Wirklichkeit angehört haben.

Der Thurm der Kirche läßt nach seiner Bauart uns die Schlußfolgerung machen, das die alte Kirche wahrscheinlich im elften oder zwölften Jahrhundert unserer Zeitrechnung erbaut worden ist. Es geschieht ihrer bereits Erwähnung in einem Codex aus dem vierzehnten Jahrhundert, in welchem alle Pfarrkirchen der kölnischen Diöcese mit ihren Einkünften und Zehnten aufgezählt werden. Sie wird dort Rospe capella genannt, und ihr Zehnten mit 5 marc (1 marco = 12 solidi, 1 solidus = 1 fetten Ochsen oder 30 Garben Korn) berechnet. In der späteren Abschrift einer Urkunde aus dem Jahr 1486 wird als Pastor zu Rospe Henrich Kepper von Volkmerschen genannt.

Ueber die Erbauung der alten Kirche hat sich die Sage erhalten, das ursprünglich Langenberg, damals bedeutend größer und mehr im Mittelpunkt der Gemeinde gelegen, als Rosbach, zum Kirchdorf ausersehen gewesen sei. Allein das Baumaterial, welches am Tage nach Langenberg geschafft worden, habe man am folgenden Morgen in Rosbach wieder gefunden. In der Erwägung, daß hier eine überirdische Macht ihr nächtliches Werk treibe, und daß mit ihr füglich nicht zu kämpfen sei, habe man beschlossen, die Kirche in Rosbach zu erbauen.

Treten wir nunmehr in eine lichtvollere Zeit der Geschichte der Gemeinde ein, in die Zeit des Mannes, welchen wir den Reformator der Gemeinde Rosbach zu nennen berechtigt sind, des

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Josua Julius Garschagen: Die evangelische Gemeinde Rosbach a. d. Sieg. Albert Pfeiffer, Solingen 1884, Seite 5. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:GarschagenRosbach1884.pdf/5&oldid=- (Version vom 6.4.2021)