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in Aussicht gestellt, und Jeder, der mit den bestehenden Verhältnissen unzufrieden war, erbaute sich auf jenen luftigen Säulen sein besonderes Luftschloß der Willkür, der Steuerfreiheit, der Gütergemeinschaft. Allein das erste Auftreten der Franzosen genügte, die Hoffenden gründlich zu enttäuschen. Eine förmliche Plünderung begann. Es wurde von den Bringern der Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit genommen, was ihnen zusagte, und nach ihrem Abzug am folgenden Morgen priesen sich diejenigen glücklich, die nur den Verlust ihrer beweglichen Habe, aber keine körperlichen Mißhandlungen zu beklagen hatten. Was die gegen die Franzosen ziehenden kaiserlichen Truppen mit schwerem Gelde hatten erkaufen müssen, das erhielten die Franzmänner durch Contributionen und Requisitionen, welche Benennungen auch dem Landmanne durch die Praxis bald geläufig genug waren.

Im Jahre 1804 wurde der evangelische Kirchhof aus der Umgebung der Kirche in das Feld am Höfer Weg verlegt, und am 19. August durch Pastor Westhoff eingeweiht, mußte aber durch mehrmaligen Ankauf bis zu seinem jetzigen Umfang erweitert werden.

Unter französischer Herrschaft wurde im Jahre 1813 das Pfarrgut Wiedenhof Geilhausen verkauft. Seit Jahrhunderten war dasselbe mit der Kirche zu Rosbach verbunden gewesen, und alljährlich am Sonntage nah dem Margarethentag[WS 1] in der dortigen Kapelle, der sogenannten St. Clemens-Kapelle, Gottesdienst gehalten worden, an welchen sich dann ein Jahrmarkt anschloß. Wie die Gemeinde zu diesem schönen Besitzthum gekommen, ist nicht mehr zu ermitteln. Die Sage sagt, das zwei Edelfräuleins mit Namen Margaretha und Lucie die Kirche zu Rosbach mit frommen Schenkungen bedacht hätten, das auf Letztere das Lucienthürmchen, die Lucienbrüderschaft mit ihren Besitzungen, die Lucienkirche (ein Theil der alten Kirche) zurückzuführen seien, und das Erstere das Gut Geilhausen mit der Kapelle unter der Bedingung geschenkt habe, das alljährlich am ersten Sonntage nach ihrem Namenstage Gottesdienst daselbst gehalten werde. — In den Akten des oben erwähnten Prozesses mit Leuscheid wegen der Steuerfreiheit des Wiedenhofs Geilhausen wird indessen darzuthun gesucht, das der Hof 1420 ein Gräflich Nassau-Dillenburgisches Lehen gewesen und 1486 durch Kauf an die Kirche zu Hilgenroth übergegangen sei. Es bliebe dann freilich die unerklärliche Lücke auszufüllen, wie das Gut von der Kirche zu Hilgenroth an die Kirche zu Rosbach gekommen sei, und wie der Geschenkgeber geheißen habe. Es lassen sich jedoch jene Aktenstücke, nämlich ein Lehnsbrief und ein Kaufbrief, auch ebenso gut auf ein Gut zu Geilhausen jenseits der Sieg

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Das ist der 13. Juli.
Empfohlene Zitierweise:
Josua Julius Garschagen: Die evangelische Gemeinde Rosbach a. d. Sieg. Albert Pfeiffer, Solingen 1884, Seite 33. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:GarschagenRosbach1884.pdf/33&oldid=- (Version vom 15.4.2021)