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Stande war, einen lutherischen Pastor zu berufen. Fünf Jahre lang war bei dem Antritt des folgenden lutherischen Pastors Dörhoff, so berichten dessen Erben, kein ordentlicher Pastor zu Rosbach gewesen.

Doch nicht ganz ohne geistliche Nahrung sollte die Gemeinde während dieser Zeit bleiben. Der katholische Pastor von Dattenfeld, Namens Robenzel, war eine Weile, angeblich ungefähr 2½ Jahre lang, zugleich geistlicher Versorger der lutherischen Gemeinde Rosbach. „Wie dies geschehen konnte, bemerkt Müller in seinem Buche ‚Siegburg und der Siegkreis‘ Band II, 121 f[WS 1], erkennen wir aus einer Notiz des Missionars Hölderhoff von Leuscheid, welche in der Uebersetzung lautet: „Es sei kund, daß ich hier und anderwärts oft gehört habe, es seien ehemals in Dattenfeld leider sehr nachlässige Pfarrer gewesen; zwei oder drei fielen ab; Einer hatte eine Concubine, vorgebend, er sei vom Papst dispensirt. Ein Anderer hielt in Dattenfeld den Katholiken Gottesdienst und an denselben Tagen den Häretikern in Rosbach. War er über der Sieg, so war er Luthrisch!“

Aus einer Bemerkung des Pastors Wirth über diese eigenthümliche Erscheinung in der Geschichte der Gemeinde, daß ein katholischer Geistlicher in der Kirche zu Rosbach Gottesdienst hält, läßt sich indessen die Schlußfolgerung ziehen, das nach des Montanus Tode unter den obwaltenden Umständen der Pfalz-Neuburgische Amtmann von Windeck die Wiederbesetzung der erledigten Pfarrstelle mit einem lutherischen Pastor nicht gestattete, dagegen den katholischen Pastor von Dattenfeld beauftragte, die geistlichen Funktionen in der Gemeinde Rosbach zu verrichten und so dieselbe, wenn möglich, für die katholische Kirche wieder zu gewinnen. Robenzel mag dabei weitherzig genug verfahren sein. Wirth schreibt nämlich: „Nach des Montanus Absterben hat der Katholische Robenzel von Dattenfeld ppter 2½ Jahr die Dienste allhier verrichtet, aber Niemanden zum Abfall bewegen können, deswegen selbiger den zeitigen Herrn Amtmann B. von Nesselrod zu Ehreshoven gebeten und ersucht, es möchte der Gemeinde wieder erlaubt werden, einen Evangel. Luth. Prediger zu nehmen.“

Diesem Gesuch wurde entsprochen und um das Jahr 1644 Johannes Dörhoff als lutherischer Pastor an die Gemeinde berufen. Seine eigenhändig geschriebene Bitte „um Collation und Confirmation auf die Pfarrkirche zu Rosbach“ ist noch vorhanden, jedoch ohne Datum und Jahreszahl, während das Gesuch einiger Gemeindevertreter von Rosbach an den Superintendenten Christoph Scheibler zu Dortmund, den Johannes Dörhoff, den die Gemeinde zu ihrem Prediger begehre, ordiniren zu lassen, vom 22. Juli 1644 datirt ist.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Aegidius Müller, Siegburg und der Siegkreis. Seine Sagen und seine Geschichte von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart, Siegburg 1860.
Empfohlene Zitierweise:
Josua Julius Garschagen: Die evangelische Gemeinde Rosbach a. d. Sieg. Albert Pfeiffer, Solingen 1884, Seite 16. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:GarschagenRosbach1884.pdf/16&oldid=- (Version vom 15.4.2021)