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Hause Neuburg und Sulzbach nunmehr alleiniger Herzog von Berg wurde. Hatten die Evangelischen bisher unter einer, wenn auch der evangelischen Wahrheit nicht abgeneigten, so doch immerhin noch katholischen Regierung gelebt, so standen sie nun für einige Jahre unter einem protestantischen Regenten, der sich ihrer mit besonderem Interesse annahm, der z. B. zur Wahrung der Augsburgischen Confession im Jahre 1612 zwei allgemeine Synoden (die eine zu Dinslaken, die andere zu Unna) abhalten lies, mit ihnen über kirchliche Einrichtungen verhandelte und ihnen die in seiner Heimath bestehende Pfalz-Neuburg-Zweibrükische Kirchenordnung übersandt, deren Annahme sie auch vollzogen. Allein dieser friedliche Zustand erlitt bald eine Aenderung. Als sich im Jahre 1613 Wolfgang Wilhelm wegen einer projektirten Heirath mit der Tochter des Churfürsten Johann Sigismund entzweite und 1614 durch eine Vermählung mit der Tochter des katholischen Herzogs Maximilian von Bayern, einer Schwester des Churfürsten von Cöln, zur römischen Kirche übertrat, da wurde aus dem Beschützer ein Unterdrücker der evangelischen Kirche im Herzogthum Berg.

Dieser kurze Abriß aus der Geschichte des Bergischen Landes genügt, um uns den Eingang der Reformation in Rosbach, abgesehen von den tiefer liegenden Gründen, geschichtlich zu erklären. Die Abstellung der Heiligenverehrung und sonstiger grober Mißbräuche geht in Uebereinstimmung mit dem herzoglichen Erlaß Johanns III. dem Uebertritt vorher und bahnt ihn an. Der Uebertritt selbst erfolgt dann unter der Regierung Herzog Wilhelms IV. Und da berichtet nun die oben angedeutete Ueberlieferung genauer, daß, nachdem die Frohnleichnamsprozession des Jahres 1571 in Hurst angekommen, während sie noch dort weilte, ein Eilbote des Amtmanns von Windeck — die Sage hat aus ihm einen Boten des Himmels auf weisem Roß gemacht — dem Pastor Mittler ein Schreiben überbrachte, und daß dieser Brief die äußere Veranlassung zum förmlichen Confessionswechsel des Pastors und seiner ganzen Gemeinde mit Ausnahme von 5 Familien geworden sei.

Der damalige Amtmann zu Windeck hieß Johann von Lützenroth. Er wird uns in den alten Urkunden aus der Zeit unmittelbar nach dem Uebertritt der Gemeinde mehrfach als Förderer der Gemeindeangelegenheiten genannt. So z. B. verfügte er 1572, das die Renten der St. Clemens-Kapelle zu Geilhausen zur Aufbesserung des Pfarrgehaltes und zur „Anfertigung einer neuen Glocke“ sollten verwandt werden.

Von Windeck aus überblickt man den Weg oberhalb des Dorfes Rosbach, der nach Hurst führt. Sollte nun nicht der

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Josua Julius Garschagen: Die evangelische Gemeinde Rosbach a. d. Sieg. Albert Pfeiffer, Solingen 1884, Seite 13. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:GarschagenRosbach1884.pdf/13&oldid=- (Version vom 6.4.2021)