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Mittagsstunde als das Einläuten der stunde, da der Herr am Kreuze hing und während der Nacht um ihn her in heißester Arbeit das gewaltige Versöhnungswort erfuhr: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?!“ — es legt uns gegenüber dem englischen Gruß: „Gegrüßet seist du, Maria, u. s. w.“ die echt evangelische bußfertig gläubige Bitte in's Herz und in den Mund: Jesus Christus, lebendiger Gottes-Sohn, unser Versöhner, erhöre uns!“

Die mittlere Glocke war im Jahre 1574 gegossen und 1359 alte Pfund schwer. Sie wurde, weil seit einiger Zeit gesprungen, am 20. Dezember 1841 im Thurm zerschlagen und am 11. Januar 1842 „unter der Regierung Friedrich Wilhelms IV. durch freiwillige Beiträge der evangelischen Pfarrgemeinde zu Rosbach“ (Inschrift) in Sieglar umgegossen. Diese neue zweite Glocke wiegt 10223/4 alte Pfund. Leider ist die Inschrift der alten Glocke nicht aufbewahrt worden.

Die bisherige dritte Glocke, nur 276 Zollpfund schwer, stand mit den beiden andern in völliger Disharmonie. Ihre Inschrift lautete: „Maria heisse ich; Godes ere lude ich; Pet. Echenach gos mich 1722.“ — Sie wurde, nachdem die Gemeinde in ihrer Vertretung den Beschluß gefaßt hatte, durch Umgießen derselben zu einer größeren, den beiden anderen entsprechenden Glocke, sowie durch Beschaffung eines würdigen Kronleuchters für die Kirche, ein bleibendes Denkmal an die Feier ihres 300jährigen Reformations-Jubiläums zu stiften, und nachdem durch fast einmüthige Betheiligung der Gemeindeglieder an der Zeichnung freiwilliger Beiträge die Geldmittel im Betrage von 270 Thalern sicher gestellt waren, zum letzten Male mitgeläutet am 27. Februar 1871 nach Ankunft der frohen Botschaft, das der Präliminar-Frieden zwischen den Vertretern Deutschlands und Frankreichs abgeschlossen sei. Friede war ihr lezt' Geläute. Unmittelbar nachher wurde sie aus dem Thurm geschafft und nach Sieglar geschickt, wo am 2. Mai der Guß der neuen Glocke stattfand. Dieselbe wurde am 16. Mai durch den Glockengießer Claren in den Thurm gehängt und beim Einläuten der Jubelfeier zum ersten Mal in Gebrauch genommen. Die Inschrift dieser neuen dritten Glocke lautet:

„Kommet herzu,

lasset uns dem Herrn frohlocken
und jauchzen dem Hort unsers Heils!

Psalm 95, 1.

Zur 300jährigen Jubelfeier der Reformation der Gemeinde Rosbach durch Umgießen einer alten Glocke und aus freiwilligen Beiträgen der dankbaren Jubel-Gemeinde beschafft in dem glorreichen Jahre 1871.“

Empfohlene Zitierweise:
Josua Julius Garschagen: Die evangelische Gemeinde Rosbach a. d. Sieg. Albert Pfeiffer, Solingen 1884, Seite 10. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:GarschagenRosbach1884.pdf/10&oldid=- (Version vom 6.4.2021)