Seite:Friedrich Neff Abschiedsbrief an seine Mutter 3.png

Diese Seite wurde noch nicht korrekturgelesen. Allgemeine Hinweise dazu findest du auf dieser Seite.
Friedrich Neff: Liebe theuere Mutter

ebenfalls für die deutschen Republikaner verwenden. So viel im Allgemeinen noch über diese [irdische] Rumpelkammer.

Vor drei [Tagen] wurde ich von [meinen Freunden] den Inzlingern hinweg genommen, [...........] einsam in der Kaserne in [ein] Gefängniß geworfen und von zwei Soldaten inwendig bewacht. Heute morgen um 5 Uhr nahm man mich heraus u. brachte mich in das Gebäude des Standgerichtes, [und] um 9 Uhr stellte man mich vor das Standgericht und um 12 Uhr wurde das Urtheil gegen mich ausgespro[chen] wegen Theilnahme an der Meirevolution, welches lautete auf Tod durch Erschießen. Von da wurde ich in den Thurm geführt, wo man mir kein Papier gab bis erst spät Abends, weßhalb ich noch bis spät in die Nacht an diesem Brief schreibe. Sie schickten mir auch einen Geistlichen welcher mich bekehren wollte. Aber es half alles nichts. Wir tranken [...] mit einander noch ein Glas Wein u. sprachen u. unterhielten uns über den Staat u. die Philosophie. Eines noch theuere heißgeliebte Mutter: seyd fest u. standhaft bei dieser Unglücksbotschaft. Was mich betrifft so werde ich so ruhig morgen in den Tod gehen als ich einst in unsern Garten gieng. Beweiset durch Standhaftigkeit, daß Ihr die Mutter eines Republikaners seyd. Seyd stolz darauf daß Ihr Euren einzigen Sohn geboren habt um ihn der Freiheit opfern zu können. Kein Schritt den ich je gethan habe in meinem Leben reuet mich, u. wenn ich noch zehn Leben hätte, ich würde alle zehne der Freiheit weihen. Allerdings muß es dem

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Neff: Liebe theuere Mutter. Freiburg 1849, Seite 3. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedrich_Neff_Abschiedsbrief_an_seine_Mutter_3.png&oldid=- (Version vom 20.2.2022)