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Menschen Sohn ist gekommen, daß er diene und gebe sein Leben zur Erlösung für viele.“

1. Petri 2, 21: „Christus hat uns ein Vorbild gelassen“ (ὑπογραμμός) Vorbild in der Geduld im Leiden; cf. Matth. 16, 24: „Wer mir nachfolgen will, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir.“

 Sein Leben ist ein Leben der Liebe, des Liebesgehorsams gegen seinen himmlischen Vater, Joh. 8, 49. 55; 14, 31; 5, 30. 19. Er thut nichts von sich selber, er geht sozusagen ganz am Gängelbande seines Vaters, nur die Werke, die ihm sein Vater zeigt, thut er, sein Thun ist auf Schritt und Tritt reguliert von dem ihm allezeit bewußten Willen seines Vaters. Joh. 6, 38; 4, 34; den Beweis der Liebe gegen seinen himmlischen Vater erbringt er der Welt durch Erfüllung seines Gebotes, Joh. 14, 31, und was ihn bereitwillig sein Leiden auf sich nehmen läßt, ist der Gedanke, daß es der vom Vater ihm dargereichte Kelch sei, Joh. 18, 11. Die unmittelbarste Äußerung und Bethätigung dieses Liebesverhältnisses ist der immerwährende Gebetsumgang mit seinem Vater; denn das Gebet ist ja die Unterhaltung des geistlichen Verkehrs mit Gott, die Versenkung und Vertiefung in seine Gemeinschaft zugleich das Mittel zu erneuter Sammlung, zu geistlicher Konzentration. Es ist namentlich der Evangelist Lukas, der uns Blicke in das Gebetsleben des HErrn thun läßt, der uns die für Jesum bedeutsamen Ereignisse seines Lebens als Gebetserhörungen, thatsächliche Antworten seines himmlischen Vaters erscheinen läßt. Desgleichen kommt in Betracht der Evangelist Johannes.

 Als Jesus getauft war, da betete er (3, 21) und da that sich der Himmel auf und es kam der Geist Gottes in Taubengestalt auf ihn herab. Es ist da recht deutlich der Gedanke vor Augen gestellt, daß das Gebet den Himmel öffnet, die Schleusen der Gnade Gottes und der Segnungen des Himmels aufthut. Der Wahl seiner Jünger (6, 12) geht ein ernstes Gebet des HErrn voraus. Er zog sich damals von seinen Jüngern zurück, er brachte eine ganze Nacht im Gebete zu und am Morgen darauf traf er dann die Wahl der Zwölfe. Bei der Verklärung wird von Lukas gleichfalls erwähnt, daß jene überirdische Klarheit sich über ihn ergossen habe, während er betete. Am Grabe des Lazarus sagte er: „Vater, ich danke dir, daß du mich erhöret hast; doch ich weiß, daß du mich allzeit hörest etc.“ Also auf Grund eines Gebetes ist ihm die Möglichkeit zu diesem höchsten Beweis seiner Herrlichkeit gegeben worden; dafür dankte er, sprach dann das