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wer der Zukunft gewiß ist, hat keinen Grund für die Gegenwart zu verzagen.

 b) Ein weiterer Gegenstand der Christenhoffnung ist die allgemeine Auferstehung der Toten, die thatsächlich darin besteht, daß die Seele wieder mit ihrem auferweckten Leib vereinigt wird und mit ihm in einen Zustand der Verklärung eingeht. Die Frage ist nun, was diese Hoffnung für eine spezifische Wirkung auf den Christen hat. Die Auferstehung ist eine Thatsache, die zunächst von größter Wichtigkeit ist für den Leib. Der Leib ist der Mitgenosse der Seele und ihrer ewigen Vollendung. Das muß man sich gegenwärtig halten im Gegensatz zu einer ursprünglich heidnischen dualistischen, aber auch in die christliche Denkweise eingedrungenen falschen Anschauung vom Leib. Leib und Geist sind nicht einander ausschließende Gegensätze. Bei der Schöpfung ist ja eben Geist und Leib in eine wunderbare Verbindung gefügt worden, und was dort begonnen ist, wird in der Verklärung vollendet werden, die ja der Triumph des Geistes nicht über die Materie, sondern in der Materie ist. Die Verklärung der Leiblichkeit ist der höchste Triumph Gottes. Diese Hoffnung wirkt bei dem Christen rechte Schätzung und Behandlung des Leibes. Der Leib ist nach der Offenbarung der heiligen Schrift ja nicht etwa bloß vorübergehend der Seele anhaftend. Der Leib hat eine ewige Bestimmung, mithin muß er in gebührender Ehre gehalten werden. Es liegt darin aber auch ein Sporn zur Heiligung, ein mächtiger Antrieb, den Leib nicht herabzuwürdigen in den Dienst der Eitelkeit, in den Frondienst der Sünde, 1. Kor. 6, 12–14. Es ist also nicht wie mit dem Bauch, der die Speise verdaut und den ganzen irdischen Ernährungsprozeß vermittelt, den wird Gott abthun. Aber der Leib hat eine ewige Bestimmung; denn – sagt der Apostel – Gott hat den HErrn Jesum auferweckt und wird auch uns auferwecken durch seine Kraft. Daraus folgt, daß der Leib geheiligt werden muß. Er darf nicht hingegeben werden dem Dienst der Sünde, hier speziell: der Hurerei, weil sie die größte Entweihung des Tempels Gottes, des Leibes, ist.

 Diese Hoffnung wirkt bei dem Christen rechte Auffassung seiner Bestimmung, etwas Ganzes zu werden nach Leib und Seele. Es ist nur die Rede von der Bildung und Ausbildung, daß der Leib nicht übermäßig gepflegt wird, daß er aber auch nicht, wie wir dies bei den Asketen sehen, mißhandelt wird, daß man ihn nicht verkümmern