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die innere Übung der Buße, des Glaubens, der Liebe gegen Gott, welche in einer inneren Aussprache über die eigene Verderbtheit, über die großen Heilsthaten Gottes, die man immer von neuem sich aneignet und in einer Bewunderung der Größe und Tiefe der göttlichen Liebe besteht; cf. Löhe, Sabbath und Vorsabbath.

 6. Der möglichst häufige Gebrauch der Gottesdienste, Gnadenmittel, Beichte, Absolution, heiliges Abendmahl (heilige Taufe).

 Der regelmäßige Besuch der Gottesdienste an Sonntagen, womöglich auch an einem oder etlichen Wochentagen, die täglichen Hausandachten, Morgen-, Abend- und Tischgebet ist Pflicht eines jeden Christen, sowie auch, wie oben gesagt, das Lesen der heiligen Schrift, soviel es geschehen kann. Unter günstigen Umständen ist es auch möglich, täglich gemeinsamen Gottesdienst herzustellen, wie in Anstalten. Auch dies ist unter das Kapitel der Askese zu stellen. Es hat dies seine Gefahren, denen man möglichst entgegenarbeiten muß, aber auch seinen entschiedenen Segen. Es ist eine heilige Gewohnheit, die, wenn die Seele einigermaßen auf dieselbe eingeht, ihre Macht auf sie ausübt. – Der fleißige Gebrauch der Absolution und des heiligen Abendmahls ist jedes Christen Pflicht, aber es ist in seine Freiheit gestellt, wie oft er’s gebrauchen will. Nicht bei allen ist der oftmalige Gebrauch der Absolution und des heiligen Abendmahls ratsam. Mancher muß um seines Seelenzustandes willen zurückgehalten werden, wenn Mißbrauch vorliegt. Bei gereiften Christen, die im richtigen Seelenzustand sich befinden, ist ein oftmaliger Gebrauch der Beichte und des heiligen Abendmahls, wo man Gelegenheit dazu hat, als das Richtige und Normale anzuraten. Der tägliche Abendmahlsgenuß (wie er z. B. in der alten Kirche in Übung war) setzt eine Höhe des individuellen geistlichen Lebensstandes wie desjenigen der Gemeinschaft voraus, welche in den Gemeinden, wie sie geworden sind, im allgemeinen überhaupt nicht, in einzelnen Fällen selten zu finden ist. Es gibt nicht viele Christen, denen man so regelmäßigen und häufigen Gebrauch raten kann. Alle drei bis vier Wochen aber, den richtigen Stand vorausgesetzt, ist nicht zu viel.

 Der Haupteinwand gegen den zu häufigen Gebrauch ist, daß man sich nicht lange und ernst genug vorbereiten könne. Aber es scheint fast, als ob dem Einwand der Irrtum zu Grunde liege, daß auf die Vorbereitung mehr Gewicht zu legen sei als auf den Genuß