Seite:Friedrich Bauer - Christliche Ethik auf lutherischer Grundlage.pdf/174

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

um jedes Eigentum eine Schranke gezogen, die nicht überstiegen oder durchbrochen werden darf, was durch Diebstahl oder Raub oder Betrug (3. Mose 19, 13; Eph. 4, 28) geschieht, lauter Sünden und Frevel, wodurch Gottes sittliche Weltordnung untergraben wird und was die Obrigkeit verhüten, oder wenn es geschehen ist, streng bestrafen muß. Die Grenzen zwischen dem Mein und Dein müssen gewissenhaft eingehalten werden. Im geschäftlichen Verkehr, im Handel und Wandel, wo ein Erwerben und Gewinnen erlaubt ist, muß doch darauf gesehen werden, „daß dein Bruder neben dir leben könne“, womit alles Wuchern und Übersatznehmen verboten ist (Ex. 22, 24; 1. Thess. 4, 6) und alles listige und ränkevolle Ansichziehen fremden Gutes, worauf ein Unsegen ruht (Hebr. 13, 5 u. 6; Spr. 16, 8). Die gewissenhafte Achtung vor fremdem Gut erzeugt die Tugend der Ehrlichkeit und Redlichkeit (ehrlich währt am längsten!), der Treue mit fremdem Gute (namentlich mit anvertrautem) [nicht wie der ungerechte Haushalter Luk. 16, 2]. Dazu wird die Genügsamkeit mit dem, was Gott einem gegeben hat, 1. Tim. 6, 6–8 – das Gegenteil von der Habsucht, welche nach des Nächsten Gut unablässig trachtet – und die Neidlosigkeit, mit der man des Nächsten Reichtum an Gütern sehen kann, wesentlich beitragen; dazu die Arbeitsamkeit (Sparsamkeit) und das Gebet, welches den göttlichen Segen bringt.

.

 Auch die Ehre und der gute Name gehören zu den hier besprochenen Gütern, der letztere weil er gleichbedeutend ist mit dem Kredit, welchen jemand genießt, und Kredit mehr als Geld ist. Der gute Name ist das vorteilhafte Urteil der Menschen, namentlich des Standesgenossen (und der Umgebung) über eine Person. Ehre ist die in Worten und Benehmen kundgegebene Achtung und Anerkennung einer Person, rücksichtlich ihrer Stellung, Eigenschaften, Leistungen, sittlicher oder anderer. Das Gegenteil ist die allgemeine Mißachtung und der üble Ruf, in dem ein Mensch steht. Man kann in der Welt mit und ohne Schuld seinen guten Namen verlieren. Die Schmach Christi ist eine Ehre vor Gott: „durch Ehre und Schande, durch böse Gerüchte und gute Gerüchte,“ 2. Kor. 6, 8. „Eitler Ehre aber soll der Christ nicht geizig sein,“ Gal. 5, 26. Unsere Ehre sollen wir vor allem bei Gott suchen und nicht bei Menschen (Joh. 5, 44), sonst aber jedem seine Ehre geben, 1. Petr. 2, 17, auch für die Ehre und den guten Namen andrer ritterlich einstehen, Spr. 31, 8. 9; 25, 23; cf. 1. Sam. 22, 14, und in Liebe die Fehler