Hugo Friedländer: Kulturhistorische Kriminal-Prozesse der letzten vierzig Jahre, Band 1 | |
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Aber die Wirkung blieb aus. Die Attentäter hörten nur die Hurrarufe der Menge, sonst blieb alles still. Die Zündschnur, die von schlechtester Beschaffenheit war – sie kostete nur 50 Pfg. –, war vollständig durchnäßt und versagte daher. Küchler und Rupsch fuhren unverrichteter Sache nach Elberfeld zurück. Eigentümlicherweise hatte die Polizei von alledem nicht das mindeste wahrgenommen.
Am zweiten Weihnachtsfeiertage 1883 war von Arbeitern in Elberfeld und Barmen eine Festlichkeit veranstaltet worden, die einen ziemlich erheblichen Ueberschuß ergab. Bei der am 27. Dezember 1883 erfolgten Abrechnung baten Küchler und Rupsch, ihnen von dem Ueberschuß ihre Auslagen zu erstatten, die ihnen durch ihre Reise nach dem Niederwald-Denkmal erwachsen waren. Bei dieser Zusammenkunft muß ein Spitzel zugegen gewesen sein, denn bereits am folgenden Tage in aller Frühe wurden Küchler und Rupsch, und sehr bald auch Reinsdorf, der zur Zeit in Hamburg arbeitete, verhaftet.
Am 15. Dezember 1884 hatten sich Reinsdorf, Küchler und Rupsch wegen Hochverrats, einige andere Elberfelder und Barmer Arbeiter wegen Nichtanzeigens eines Verbrechens, von dem sie zu einer Zeit, als die Verhütung noch möglich war, glaubhafte Kenntnis erhalten hatten, zum Teil auch wegen Beihilfe und Begünstigung vor dem vereinigten zweiten und dritten Strafsenat des Reichsgerichts zu verantworten.[WS 1]
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Vgl. die ausführlichere Darstellung Das Dynamit-Attentat bei der Enthüllungsfeier des Niederwald-Denkmals aus Friedländers Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung (Band VII) von 1912 (S. 153–243).
Hugo Friedländer: Kulturhistorische Kriminal-Prozesse der letzten vierzig Jahre, Band 1. Continent, Berlin 1908, Seite 51. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedlaender-Kulturhistorische_Kriminal-Prozesse-Band_1_(1908).djvu/51&oldid=- (Version vom 25.7.2024)