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war das „Nein“ über seine Lippen, als sich ein Freudengeschrei im Hörsaal erhob, welches bald von den gedrängten Massen, die überall in den Straßen umher standen, des Urtheils begierig, lautes, mehrfaches Echo fand. –

Freiligrath wird nun durch die Offiziere der Bürgerwehr eingeführt; sein Antlitz glänzt vor Freude, denn er wußte ja schon sein Urtheil, der Freudenruf hatte es ihm verkündet. Der Präsident liest das Freisprechungsurtheil nun nochmal vor und alsbald eilen alle Freunde und Bekannte auf ihn zu und beglückwünschen ihn. Seine vertrauten Freunde führen ihn zum Saale hinaus; da zeigt man ihm plötzlich seine liebende, mit ihm leidende Gattin, wovon er nicht gewußt, daß sie den Verhandlungen beigewohnt, er sieht sie und – wir können den seligen Augenblick nicht schildern. Die Bürgerwehr, welche sich hier stets ehrenwerth und mannhaft benommen, geleitet den Dichter, gefolgt von einer großen, jauchzenden Volksmenge. Damen waren es, welche ihm aus den Fenstern Blumen zuwarfen, denn es war der Dichter der „Blumenrache!“ So geleitete ihn der Freudesturm bis an seine Wohnung, wo er in kurzen Worten, da er sichtlich tief ergriffen war, seinen innigen Dank aussprach.

Abends wurde ihm ein Fackelzug gebracht.

So war erfüllt, was der Vertheidiger gefordert hatte.

„Gebt den Dichter dem Volke zurück, der Dichter gehört seinem Volke!“


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Düsseldorf, Buchdruckerei von Herm. Voß.


Empfohlene Zitierweise:
Stenographischer Bericht des Processes gegen den Dichter Ferdinand Freiligrath. Düsseldorf 1848, Seite 56. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Freiligrath-Prozess.djvu/60&oldid=- (Version vom 27.7.2016)