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Auge auf die politischen Zustände hingelenkt und von denselben lebhaft angezogen wird. Die Aufforderung, welche man an ihn richtete, dem Rufe der Zeit zu folgen, aus sich selbst Lust und Leid zu spinnen, beantwortete er in dem Gedichte: Meine Stoffe:

„O könnt’ ich folgen eurem Rath!
Doch düster durch versenkte Halme
Wall’ ich der Wüste dürren Pfad;
Wächst in der Wüste nicht die Palme?“

In Darmstadt begegnete er nun der Prinzessin Marianne persönlich, die ihm viele Theilnahme schenkte und ihm empfahl, die Bekanntschaft des Hrn. v. Radowitz zu machen. Dieser hervorragende Mann verfehlte keineswegs seinen Eindruck auf Freiligrath und er machte ihm den Vorschlag, mit Dr. Huber aus Marburg die Herausgabe einer Zeitschrift zu übernehmen. Dieses aber lehnte Freiligrath ab, obwohl sein Streben, eine Eristenz zu finden, dadurch gescheitert war, daß die „Britannia“ nicht erschien, da er nie seine Ueberzeugung den Rücksichten auf Existenz zu opfern vermochte.

Freiligrath erhielt kurze Zeit darauf vom Könige von Preußen eine Pension von 300 Thlr., die ihm der Kanzler v. Müller in Weimar, der mit des Dichters äußeren Verhältnissen näher bekannt war, durch Alex. von Humboldt ohne sein Vorwissen verschaffte. Er nahm die Pension dankbar an; doch nicht lange, und wir sehen, wie dieselbe in dem Leben des Dichters eine verhängnißvolle Rolle spielen sollte. Es zog ihm dieselbe den Haß der Partei zu, und für viele politischen [WS:politische] Lyriker war dies eine willkommene Blöße, um sofort auf dieselbe mit empfindlichen Hieben einzudringen.

Er verließ im Frühjahre 1842 Darmstadt, um wieder am geliebten Rheine zu wohnen. Er suchte sich St. Goar aus, wo er bis zum Sommer 1844 ein heiteres, der Muse, der

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Stenographischer Bericht des Processes gegen den Dichter Ferdinand Freiligrath. Düsseldorf 1848, Seite 14. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Freiligrath-Prozess.djvu/18&oldid=- (Version vom 18.8.2016)