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Freiligrath forderte in einem poetischen Aufrufe (Köln. Zeit. 12. Jan. 1840.) zur [WS:zu] Beiträgen auf, um den Bogen wiederherzustellen. Alsbald flogen ihm diese von allen Seiten zu mit freundlichen Worten und Zeichen der Gunst. Es bildete sich ein Comité, und so wurde der Bau, in die Hände Zwirner’s gelegt, rasch begonnen und bald vollendet, und Freiligrath gab noch zum Besten der Ruine das Rolands-Album (Köln. Dümont 1840.) heraus.

Der Dichter wurde durch diesen Ruinenbau zuerst mit Personen des königlichen Hauses bekannt. Er hatte nämlich bereits das nöthige Geld beisammen, als er erfuhr, daß die Ruine Eigenthum der Prinzessin Marianne geworden, und er somit dieser Fürstin vorgegriffen habe. Freiligrath wendete sich in einem Schreiben an dieselbe, um sich wegen der gethanen Schritte zu entschuldigen.

Die Prinzessin aber genehmigte ihm gerne und bereitwillig, den Bau auszuführen; sie selbst aber gab eine gleiche Summe von 700 Thlrn. aus eigenen Mitteln zur Gründung einer Schule in dem kleinen Oertchen am Fuße der Ruine, Rolandswerth.

Wichtig aber wurde und bleibt für Freiligrath das kleine Unkel in sofern, als er dort seine künftige Lebensgefährtin kennen lernte, die Erzieherin in der Familie des Obersten von St . . . Sie ist die Tochter des weiland Professor Melos zu Weimar, der durch seine Rechtschaffenheit und Gelehrsamkeit (er schrieb eine Naturlehre und die Reformationsgeschichten) bei Jedem in hohem Ansehen stand. Fräul. Melos begab sich im Sommer 1840 zu ihrer Mutter nach Sachsen zurück, wohin ihr Freiligrath im Herbste desselben Jahres folgte. Er blieb den Winter in Weimar in der Nähe seiner Braut und verheiratete sich im Mai des Jahres 1841. Seine literarische Thätigkeit beschränkte sich während dieser Zeit auf die Mitredaction

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Stenographischer Bericht des Processes gegen den Dichter Ferdinand Freiligrath. Düsseldorf 1848, Seite 12. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Freiligrath-Prozess.djvu/16&oldid=- (Version vom 17.8.2016)