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Lichtgaden konnte daher mit hohen und breiten Hochschiffsfenstern versehen werden. Der Boden der Orgelempore liegt 8 m über dem Kirchenboden. Das Hochschiffsgewölbe wird durch eine doppelte Strebe- bogenanlage, eine unter und eine über dem Seitenschiffdach, gegen die äusseren Pfeiler abgestützt. Das Dach ist im Bindersystem mit doppeltem Hängewerk construirt.

Die Thurmfaçade zeigt bei genauer Beobachtung der oberen Thurm- stockwerke, vom Dachgesims des Hochschiffes aufwärts, Abwechselungen in der architectonischen Ausbildung der jeweiligen Stockwerke. Diese Abwechselung ist bei allen Thurmseiten so durchgebildet, dass man stets zwei oder drei der verschieden gebildeten Seiten zugleich sieht. Auch bei anderen Bautheilen, wie bei den Querschiffgiebelseiten u. dergl. ist diese Abwechselung in der architectonischen Ausbildung durch- geführt, nicht minder allenthalben im Detail und Ornament, wie man das bei mittelalterlichen Kirchen, namentlich bei solchen aus der Uebergangszeit, bekanntermassen fast ausnahmslos antrifft.

Der Stil der Kirche ist der rheinischen Uebergangszeit entnommen mit einem starken Schritt einzelner Bautheile, namentlich des Hoch- chores, in die entwickeltere Gothik. Man hat mit zweifelhaftem Rechte geglaubt, des nahen Münsterthurmes halber für diese Kirche den romanischen oder spätromanischen Stil wählen und dem Architecten vorschreiben zu müssen, dessen Handschrift die gothische ist, die er denn in der Detailausbildung des Bauwerkes selbstverständlich auch nicht verleugnen konnte.

Das Material ist Sandbruchstein für das Mauerwerk, Wertheimer Mainsandstein für die Hausteinarbeit, Backstein, zum Theil rheinische Tuffsteine, für die Gewölbe und rothe Flachziegel, zum Theil farbig glasirt, für die Dachdeckung, welche in Doppeldeckung auf hölzerner Dachconstruction aufliegen. Der innere Bodenbelag besteht aus reliefir- ten Thonfliesen nach mittelalterlichen Mustern, wie solche von einigen Thonwaarenfabriken neuerdings angefertigt worden.

Die Behandlung der Façaden ist Hellputz auf den Wandflächen mit rother Sandsteineinfassung; in gleicher Weise ist vorläufig bis zur farbigen Ausmalung auch das Innere behandelt, dem die schönen Glas- fenster jedoch schon jetzt einen wirksamen Schmuck verleihen.

Die Fenster des Lichtgadens und der Sakristei sind mit musivischer Bleiverglasung in Antikglas, alle übrigen mit Glasmalereien versehen, von denen die grossen Chorfenster mit den fünfzehn Rosenkranz- geheimnissen, die Rosen der Querschiffe und des Hauptgiebels der Ostfront mit den Darstellungen der Apostelbilder, der sieben Sakramente

Empfohlene Zitierweise:
: Freiburg im Breisgau. Die Stadt und ihre Bauten. H. M. Poppen & Sohn, Freiburg im Breisgau 1898, Seite 394. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Freiburg_Bauten_394.jpg&oldid=- (Version vom 20.1.2023)